Regisseur verzweifelt gesucht ...

Szenisch peinliches Gezerre um die Liebe: Stuart Neill (Manrico, li.), Melba Ramos (Leonora) und Tito You (Luna, re.) in Verdis "Il Trovatore" an der Wiener Volksoper
Kritik: Giuseppe Verdis "Il Trovatore" an der Wiener Volksoper – ein Kraftakt in fast jeder Hinsicht

Musikalisch meist sehr achtbar, szenisch aber hart an der Grenze zur Karikatur – auf diesen Nenner lässt sich die Premiere von Giuseppe Verdis „Il Trovatore“ an der Wiener Volksoper bringen.

Zum Finale des Verdi-Jahres (zu feiern war der 200. Geburtstag des Komponisten) hat nun auch das Haus am Gürtel seinen Beitrag geleistet und eine der schwierigsten Opern auf die Bühne gebracht. Denn „Il Trovatore“ ist gesegnet mit großartiger Musik, hinreißenden Arien, Duetten und Melodien, aber handlungstechnisch einfach unfassbar wirr.

Worum geht es? Es gibt Manrico, der ist Troubadour und liebt Leonora, die wiederum auch von Graf Luna geliebt oder zumindest begehrt wird. Manrico und Luna sind zudem politische Gegner, dummerweise jedoch auch Brüder, was beide natürlich nicht wissen. Schuld daran ist die Zigeunerin Azucena, die den noch von Lunas Vater herbeigeführten Tod ihrer Mutter rächen will und einen der Söhne des alten Grafen (Manrico) als ihren eigenen aufgezogen hat. Ihr Kind hat sie einst ins Feuer geworfen ...

Regisseur verzweifelt gesucht ...

FOTOPROBE: "IL TROVATORE"
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Klamotte

Warum diese kurze Inhaltsangabe so wichtig ist? Weil man an die Volksoper eine Inszenierung aus Bonn geholt hat, die nichts, aber auch gar nichts zur Geschichte beizutragen hat, die völlig ideenlos die Handlung zusätzlich ins Lächerliche zieht. Ja, Regisseur Dietrich W. Hilsdorf will im braven (Dreh-)Bühnenbild von Dieter Richter gewiss irgendetwas Kluges erzählen. Fragt sich nur, was!

Gut, Azucena werden die Augen ausgestochen, Manrico verliert durch Folter seine Finger, und auch das übrige Personal macht deutlich: Achtung – es geht um Krieg, um Glaube, um Rache. Wie ein DEFA-Film der 50er- Jahre kommt Hilsdorfs Regie daher. Man steht an der Rampe und singt, dazwischen gibt es (bemühte) Interaktionen und etwas aufgesetzte Blasphemie. Und wenn Luna und Manrico sich über Leonoras Bett mit Küchenmessern duellieren, wird das Ganze unfreiwillig komisch.

Tolle Einspringerin

Also bleibt es den Sängern überlassen, für Strahlkraft zu sorgen. Bei der Premiere gelang das einer Einspringerin: Chariklia Mavropoulou als Azucena. Die deutsch-griechische Mezzosopranistin ersetzte kurzfristig Janina Baechle und begeisterte (ohne Probe) mit einer vokalen Intensität und einer hoch dramatischen Darstellung.

Drama pur lieferten auch Sopranistin Melba Ramos als Leonora und Tenor Stuart Neill als Manrico. Beide könnten mit ihren Stimmen auch in der Arena di Verona bestehen; kultivierte Zwischentöne waren dennoch erlaubt. Vokal tapfer, aber noch nicht ganz in seiner Rolle angekommen: Der koreanische Bariton Tito You als Luna. Rollendeckend besetzt sind die kleineren Partien. Dirigent Enrico Dovico entfesselte am Pult des sehr guten Orchesters klangliche Urgewalten – da wäre oft weniger mehr gewesen. Egal, die Volksoper hat die Feuerprüfung mit „Il Trovatore“ musikalisch bestanden.

Nur musikalisch gut

Werk: Verdis „Il Trovatore“ wurde 1853 in Rom uraufgeführt. Das Libretto ist wirr, die Musik aber großartig. Zuletzt versuchten sich etwa die Wiener Festwochen (Inszenierung: Philipp Stölzl) und die Bayerische Staatsoper (starke Regie: Olivier Py) an dem Werk.

Inszenierung: Zum Vergessen provinziell.

Gesang: Von allen mehr als beachtlich. Aber der Einspringerin Chariklia Mavropoulou gebührt die mit Abstand höchste Anerkennung.

Dirigat: Weniger Kraftmeierei wäre schön.

KURIER-Wertung:

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