"Il trittico": Erfolg im Theater an der Wien

"Il trittico": Erfolg im Theater an der Wien
Kritik: So soll zeitgemäßes Musiktheater sein. Giacomo Puccinis "Il trittico" ist ein szenischer und musikalischer Erfolg der Superlative.

Oper dürfe kein Museum sein, sagte Regisseur Damiano Michieletto im Vorfeld der Premiere von Giacomo Puccinis "Il trittico" im KURIER-Interview. Und tatsächlich: Mit seiner klugen Interpretation der drei Operneinakter "Der Mantel", Schwester Angelica" und Gianni Schicchi" beweist Michieletto, wie aufregend, wie packend, wie ergreifend heutiges Musiktheater sein kann.

Michieletto setzt im tollen, variabel verschieb- und veränderbaren Container-Einheitsbühnenbild von Paolo Fantin auf große Emotion, meidet aber jede Form von billigem Pathos.

Das Eifersuchtsdrama "Il tabarro" wird bei Michieletto zur hinreißenden Studie eines durch den Tod seines Kindes traumatisierten Mannes. "Suor Angelica" – jener oft mit Weihrauch versehene Krimi um den Selbstmord einer Nonne – mutiert zur gnadenlosen Abrechnung mit der katholischen Scheinheiligkeit. Und die Erbschleicher-Komödie "Gianni Schicchi" kommt als grell-bunte Abrechnung mit menschlicher Gier daher.

Eine hochgradig musikalische, extrem intelligente Interpretation, in der die Sänger glänzen dürfen. Allen voran die Sopranistin Patricia Racette, die eine grandiose Giorgetta ("Mantel") und eine überragende Schwester Angelica gibt. Wenn Racette singt und spielt, hält man unwillkürlich den Atem an.

Nicht minder eindrucksvoll: Roberto Frontali als gebrochener Michele ("Mantel") sowie als grandios-hinterfotziger Gianni Schicchi. Dazu kommen Maxim Aksenov, Stella Grigorian, Ekaterina Sadovnikova, Paolo Fanale und die sehr starke Marie-Nicole Lemieux, die ein fantastisches Ensemble anführen. Am Pult des sehr guten ORF Radio-Symphonieorchesters Wien leistet Einspringer Rani Calderon ausgezeichnete Arbeit. Pflicht!

KURIER-Wertung: ***** von *****

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