„Ich bin wieder zu meinem Spielzeug zurückgekehrt“

Dora Deliyska
Die Pianistin Dora Deliyska spielt eine „Fast-Eigenkomposition“ im Konzerthaus.

Irgendwie war es abzusehen, dass Dora Deliyska eines Tages etwas mit Musik zu tun haben würde. Denn die Mutter der in Bulgarien geborenen Pianistin ist immerhin Opernsängerin. „Wir hatten zu Hause daher immer ein Klavier stehen“, sagt die in Wien lebende und international erfolgreiche Künstlerin im KURIER-Gespräch. Und: „Das Klavier war immer mein Spielzeug. Ich habe das, was meine Mutter gesungen hat, einfach nachgeklimpert“, lacht Deliyska.

Bühnenluft

„Irgendwann wurde es dann ernst.“ Dies hieß im konkreten Fall Klavierunterricht ab dem Alter von fünf Jahren, das erste Solokonzert gab sie mit neun Jahren. „Das war damals in Bulgarien so üblich. Wir mussten lernen. Es hat mir ja auch Spaß gemacht. Aber im Alter von 13 Jahren wollte ich nicht mehr. Ich habe das Klavier zwei Jahre lang nicht angerührt. Doch dann habe ich mein Spielzeug wieder entdeckt. Einfach, weil ich diese Bühnenluft schnuppern wollte, in die mich meine Mutter hinein gebracht hat.“

Das Ergebnis ist bekannt: Dora Deliyska hat Karriere gemacht. Am 19. und 20. Oktober gastiert sie wieder im Wiener Konzerthaus. Mit einem Programm, das „eine Fast-Eigenkomposition ist“. Denn unter dem Titel „Études und Préludes“ wird die Virtuosin Werke von Frédéric Chopin, Claude Debussy, György Ligeti und Nikolai Kapustin interpretieren. Allerdings in etwas anderer Form. „Ich wollte einen eigenen Klavierzyklus aus diesen Piecen schaffen und habe 24 – das ist beim Klavier ja fast eine magische Zahl – Nummern herausgegriffen, neu zusammengesetzt und hoffentlich in einen sinnvollen Kontext gebracht.“

Ja, das hat Dora Deliyska geschafft, wie auch auf CD (Hänssler, Anm.) zu überprüfen ist. Wobei das Hauptaugenmerk auf Ligeti gerichtet ist. „Nicht nur , weil er heuer 100 Jahre alt geworden wäre, sondern weil ich seine Musik so sehr liebe.“

Studiogespräch mit Dora Deliyska

Dauerhaftigkeit

Deliyska weiter: „Das ist eines der Probleme mit Jubiläen. Alle Veranstalter würdigen einen Künstler, danach wird er nicht mehr gespielt. Ich möchte das ändern und Ligetis Werke dem Publikum ans Herz legen. Ich setze mich für Dauerhaftigkeit im Repertoire ein, die leider so oft zu kurz kommt.“

Doch was würde Deliyska jungen Pianistinnen und Pianisten raten? Sind etwa Klavierwettbewerbe sinnvoll? „Nein“, betont sie deutlich. Denn: „Bei Wettbewerben herrscht immer eine Konkurrenzsituation. Das ist nicht positiv und auch nicht fördernd. Musik sollten wir alle gemeinsam machen und sie mit dem Publikum erspüren. Das ist bei diversen Wettbewerben einfach nicht möglich. Und wehe, man hat einen schlechten Tag oder die Jury mag einen nicht.“

Doch welchen Komponisten liebt Deliyska neben Ligeti besonders? „Franz Schubert. Wenn ich ganz für mich allein bin, mich entspannen will, dann spiele ich am Klavier Schubert. Da komme ich dann nach Hause. Da fühle ich mich geborgen. Schubert berührt meine Seele.“

Also folgt demnächst ein Schubert-Projekt? Lachend: „Vorerst geht es um die ,Études und Préludes’. Aber man weiß nie, was im Leben alles noch kommen kann. Da bin ich sehr offen.“

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