„Ich bin der Wind“ im Nestroyhof: Wenn Pfützen zu Inseln werden
Der norwegische Dramatiker Jon Fosse, Ende der 1990er-Jahre mit „Der Name“ international bekannt geworden, ist ein Meister des Poetischen, der Metaphern und des Vagen. Sein Stück „Ich bin der Wind“ aus 2007 ist ein immer wieder von Stille durchzogener Dialog zwischen dem Einem und dem Anderen. Der Eine ist tot, der Andere will verstehen. Oder handelt es sich nur um eine verzweifelte Person, die mit sich selbst Zwiesprache hält?
Die österreichische Erstaufführung, die am Mittwoch im Theater Nestroyhof Hamakom stattfand, geriet zu einem kleinen Meisterwerk. Denn Ingrid Lang, die das Haus mit Frederic Lion leitet, versuchte eine plausible Interpretation – und lässt trotzdem vieles offen.
Die freigelegten Jugendstilreliefs sind Bühnenbild genug: Einsam steht Jakob Schneider auf der glänzendgrauen Spielfläche. Sehr behutsam, zurückhaltend, verständnisvoll versucht er, mit Anne Bennent ins Gespräch zu kommen, die sich auf der anderen Seite allmählich aufrappelt. Schritt für Schritt tastet sie sich zu ihm vor. Sie sei, sagt sie gleich zu Beginn, fort mit dem Wind: Es gebe sie nicht mehr.
Immer wieder sucht sie nach Worten: Das Sprechen fällt der von Selbstzweifeln Geplagten schwer. Aber Anne Bennent „spricht“ andauernd mit ihrem Körper, mit ihren Armen und Beinen. Und dann spielen die beiden die Ereignisse noch einmal – in Gedanken – durch.
Das Segelboot für die Fahrt hinaus aufs Meer (in die Unterwelt?) deuten Alina Amman und Harald Michlits lediglich mit einem Rechteck aus Licht an. Aus vielen Löchern fließt dann Wasser auf die Spielfläche, es entstehen Pfützen – beziehungsweise dreidimensionale Inseln und Schären. Die klare Inszenierung besticht nicht nur mit Abstraktion: Aus fast nichts (und einer Geräuschkulisse) zaubert das Team in nur 70 Minuten unglaubliche Bilder.
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