Humorvolle Klassikwelt mit Komponisten & Affen

Humorvolle Klassikwelt mit Komponisten & Affen
Der künftige Intendant der Wiener Festwochen trat zum ersten Mal als Übersetzer in Erscheinung.

Am Montag stellte Luc Bondy, der Intendant der Wiener Festwochen, sein letztes Programm vor. Da stellt sich natürlich gleich die Frage, was denn Markus Hinterhäuser, sein Nachfolger ab 2014, derzeit macht. Er steckt mitten in der Vorbereitung seiner ersten Festwochen. Reist in die Zentren der Klassikwelt und führt Gespräche mit Künstlern, Regisseuren, Dirigenten.

Und er trat zuletzt zum ersten Mal als Übersetzer eines Romanes in Erscheinung.

„Unendlichkeit. Die Geschichte eines Augenblicks“ heißt das Buch von Gabriel Josipovici, das im Verlag Jung und Jung erschienen ist. Vom Englischen ins Deutsche übersetzt von Markus Hinterhäuser, dem Pianisten, der im Jahr 2011 auch die Salzburger Festspiele geleitet hat.

Nie verletzend

Humorvolle Klassikwelt mit Komponisten & Affen
vom Buch
„Ich habe mich in diesen Text verliebt“, erzählt Hinterhäuser dem KURIER, „und den Verleger Jochen Jung mit dieser Idee konfrontiert.“ Er war sofort begeistert. Aber warum gerade in diesen Text? „Er hat sehr viel mit mir zu tun. Mit Musik, auch mit Humor und dennoch mit Ernsthaftigkeit.“ Entstanden ist ein in vielen Momenten enorm komischer, aber stets seriöser, nie verletzender Text, der sich um das Leben des Komponisten Giacinto Scelsi dreht, wobei dieser aber nie genannt wird. Es ist auch kein autobiografischer Roman.

Über Komponisten ist etwa zu lesen: „Es wäre besser (...), wenn diese Komponisten, die nur leben, um ihre Nasen für die Zeitungen fotografieren zu lassen, stattdessen ihre Geschlechtsorgane fotografieren lassen würden, es wäre besser, wenn sie, anstatt vor dem Forum zu posieren und vor dem Turm von Pisa und vor San Marco in Venedig und anstatt in ihren Arbeitszimmern klug dreinzuschauen, die Fotografen in ihre Schlafzimmer einladen und ihr Glied entblößen würden. Dann wäre es nämlich offensichtlich, dass es absolut keinen Unterschied gibt zwischen einem Komponisten und einem Schimpansen, außer dass ein Schimpanse sich dort kratzen kann, wo ein Komponist es nicht kann.“

Höflinge

Man erfährt viel über den Klassikbetrieb, Eitelkeit und Paranoia, über Höflinge der Opernwelt. Und auch über das Leben von Scelsi, der wie Hinterhäuser in La Spezia geboren wurde. Vier Monate hat Hinterhäuser daran gearbeitet und von hinten nach vorne übersetzt, um auch dem Zufallsprinzip von John Cage zu folgen. Warum er sich für Scelsi so interessiert? „Ich habe viel von ihm gespielt und aufgenommen. Und in Salzburg den ,Kontinent Scelsi‘ programmiert.“ Getroffen hat er den 1988 verstorbenen Komponisten nie. „Man soll Menschen, die man verehrt, nicht unbedingt kennenlernen. Da gibt es ja die Möglichkeit der Entzauberung.“

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