Billig-News auch auf Deutsch

Gründerin Arianna Huffington bei der Huffington Post Frankreich. Nächster Halt: Deutschland
Das US-Portal (fast) ohne Journalisten erobert einen weiteren Markt.

Diese Woche machte in den USA wieder einmal das Sagenwesen „Big Foot“ Schlagzeilen. Die Existenz des haarigen Waldriesen sollte einmal mehr bewiesen werden, berichteten einschlägige Gazetten. Gleich wie UFOs ist das Thema etwas für Narren und Verschwörungstheoretiker. Die Huffington Post, ein Onlineportal, zum größten Teil befüllt von unbezahlten Bloggern, hinderte das nicht daran, „Fotos“ von Big Foot zu bringen: Man sah verwackelte Aufnahmen im Wald. Ein toller Beweis.

Die Verbreitung von Unsinn ist nicht das größte Manko, das man der Onlinezeitung vorwerfen kann: Vielmehr führt sie erfolgreich und lukrativ den herkömmlichen Journalismus ad absurdum. Einerseits, indem sie bezahlte Redakteure nahezu abgeschafft hat, andererseits, weil sie die Nachrichten anderer Nachrichtenportale blitzschnell zu eigenen Stories umformuliert.

Die Huffington Post schickt sich nun an, Europa zu erobern. Spanien und Italien sind bereits abgehakt, Frankreich verfügt ebenfalls über ein eigenes Portal, Deutschland (und damit Österreich) ist ab Donnerstag auf der Liste. Pro Land werden nur etwa ein Dutzend Journalisten als Redaktionsteam engagiert. Die Hauptarbeit leisten unbezahlte Blogger, die für ihre Beiträge kein Geld bekommen. Warum machen trotzdem so viele Gastautoren mit? Der Chefredakteur der deutschen Ausgabe, Sebastian Matthes, erklärt sich das so: „Weil sie ihre Meinungen, Ideen und Beobachtungen einem größeren Publikum vorstellen möchten, so wie es Abertausende – übrigens ebenfalls ohne journalistischen Auftrag und ohne Honorar – bei Facebook, Twitter, Jimdo, Blogger.com oder Tumblr tun.“

Gründerin Arianna Huffington machte die Arbeit Freiwilliger jedenfalls steinreich: Der Internetkonzern AOL kaufte die Huffington Post im Jahr 2011 um 315 Millionen Dollar. Nun wird auch in Euro abgecasht.

Die Blog-Maschine

Umstritten Die Huffington Post wurde 2005 als liberales Gegengewicht zu konservativen US-Blogs gegründet. Das Geschäftsmodell ist umstritten: Blogger füllen unbezahlt die Seiten, ein kleines Team von Journalisten kümmert sich um die redaktionellen Belange. Für einen Pulitzer-Preis reichte es im Jahr 2012 dennoch.

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