Stallone schrieb das Drehbuch, Statham prügelt

Jason Statham schlägt sich mit Hinterwäldlern aus Louisiana
Jason Statham prügelt sich überraschend humorlos durch den Südstaaten-Thriller "Homefront".

Vielleicht war es der Name Sylvester Stallone, der sie anlockte. Anders lässt es sich kaum erklären, warum veritable Hollywood-Schwergewichte wie James Franco, Jason Statham oder Kate Bosworth einen Vertrag unterschrieben, der sie in einen mechanisch auf Gut-gegen-Böse zugespitzten Trashfilm lockte. Zwar geht nichts über ein gelungenes B-Movie – noch dazu, wenn das Drehbuch von Sylvester Stallone stammt. Aber der Unterhaltungswert von „Homefront“ bleibt unter der Geringfügigkeitsgrenze und zeigt weder ausreichend Humor noch ernst zu nehmende Thrills.

Dabei weiß Jason Statham zuverlässig mit der Kunst des Kinnhakens das Publikum zu erfreuen. Doch seine Gegner in der Sumpflandschaft von Louisiana erweisen sich als derartige Dumpfbacken, dass man dahinter fast humoristische Absicht vermuten möchte. Und Regisseur Gary Fleder inszeniert seine Kampfszenen eher verhuscht als effektiv.

Ursprünglich schrieb sich ja der umtriebige Stallone die Geschichte des ehemaligen Undercover-Cops Phil Broker selbst auf den Leib. Doch dann überließ er Statham den Vortritt. Dieser übersiedelte als Ex-Cop mit seiner jungen Tochter nach Louisiana, um dort nach einem missglückten Auftrag in der Großstadt eine ruhige Kugel zu schieben. Seine Frau ist gestorben, nun will er sich nur noch um seine Tochter kümmern.

Drogen-Koch

Aber das Hinterland von Louisiana erweist sich nicht als friedliebend, sondern mehrheitlich von zwielichtigen Gestalten bevölkert. Bevor Broker noch bis drei zählen kann, kracht er mit den dortigen Drogen-Produzenten zusammen. Sie alle brauen fleißig Meth (Stallone hat offensichtlich auch „Breaking Bad“ gesehen und sich inspirieren lassen). Kate Bosworth etwa spielt eine Meth-süchtige White-Trash-Hausfrau mit fiebriger Intensität – was man leider von James Franco in der Rolle ihres Bruders nicht behaupten kann.

Franco verausgabt sich in seinem ersten charismatischen Auftritt als wüster Meth-Koch. Ab dann macht er schauspielerisch nicht mehr allzu viel – außer Phil Broker eine Horde aggressiver Biker auf den Hals zu hetzten. Die haben ohnehin eine offene Rechnung mit ihm, nachdem er einmal als Under-Cover-Cop in ihren Reihen ermittelt hat. Bis hin zum Finale wird’s zunehmend abstruser – und da kann auch Jason Statham nicht mehr helfen.

"Homefront". Thriller. USA 2013. 100 Min. Von Gary Fleder. Mit Jason Statham, James Franco, Winona Ryder.

KURIER-Wertung:

Frankreich 1943: In den französischen Alpen nahe der Schweizer Grenze schleusen Einheimische jüdische Familien über die Berge in die Freiheit. Einer dieser Schleuser ist der Arzt Guillaume, der mit der attraktiven Angélina und deren Ziehsohn Sebastian in einem Bergdorf zusammenlebt. Der Bub ist ein Wildfang: Am liebsten verbringt Sebastian seine Zeit mit Belle, einer großen Hündin, die von den Dorfbewohnern als Schafe reißende Bestie verdächtigt wird. Was sie nicht ist: Als Guillaume im Schnee stürzt und sich den Fuß bricht, rettet ihn Belle.

„Nein, es ist nicht leicht, gegen Hunde und ein ziemlich vifes Kind anzuspielen“, lacht Dimitri Storoge, der in Nicolas Vaniers Kino-Adaption der gleichnamigen französischen Fernsehserie aus den Sechziger Jahren den Guillaume spielt. „Aber noch mehr haben mir die Berge zu schaffen gemacht. Ich bin ein eingefleischter Städter und erklimme maximal die Stufen der Pariser Métro. Der Dreh im Gebirge im Winter war echt eine Herausforderung für mich.“

Storoge, der bisher in Frankreich ausschließlich als Gangster oder sonstiger Bösewicht besetzt wurde, freut sich, dass er in „ Belle & Sebastian“ einmal seine freundliche Seite zeigen durfte: „Das ist ein richtiger Familienfilm, den ich sogar meinen zweieinhalb und fünf Jahre alten Kindern ansehen lassen konnte. Die Fünfjährige war ganz begeistert davon, was der Bub in den Bergen alles alleine machen darf.“

Den Kindern seien nach und nach die Freiheiten genommen worden in den letzten Jahrzehnten: „Heute heißt es überall: ,Das darfst du nicht machen‘ und ,Dort darfst du nicht hin‘. Das ist echt Stress – für die Eltern und die Kinder. Aber vielleicht ist das ja auch nur bei Stadtkindern so schlimm.“

Das Bild von den braven Franzosen, die sich der Nazi-Besatzung widersetzen, wie es der Film vermittelt, will Storoge so nicht stehen lassen: „Wenn du den Leuten in Frankreich heute zuhörst, gewinnst du den Eindruck, dass keiner je mit den Nazis kollaboriert hat, sondern alle im Widerstand waren. Da hat es nie eine ordentliche Aufarbeitung der Geschichte gegeben, die dringend anstünde.“

Dass der Film trotzdem den richtigen Ton getroffen hat, beweisen die Zuseherzahlen: Allein am ersten Wochenende spielte er in Frankreich über 4 Mio. Euro ein.

INFO: "Belle & Sebastian". F 2012. 104 Min. Von Nicolas Vanier. Mit Félix Bossuet, Tchéky Karyo.

KURIER-Wertung:

Stallone schrieb das Drehbuch, Statham prügelt
Im wahren Leben kein Bergfex: der Pariser Dimitri Storoge (Mitte)

Den Namen Sulamit gebe es in Argentinien nicht, verkündet der Standesbeamte. Doch das ist dem Vater egal – seine Tochter soll Sulamit heißen. Umso unerfreulicher für die jüdische Familie, als sich Sulamit ausgerechnet für den deutschen Nachbarsohn Friedrich interessiert. Bei Friedrich finden sich Hakenkreuze im Brotkorb, sein Vater ist glühender Nazi.

Die Liebesgeschichte zwischen der jungen Jüdin und dem Nazi-Sohn trägt deutlich autobiografische Züge der deutsch-argentinischen Regisseurin Jeanine Meerapfel. Doch so persönlich diese Erlebnisse auch gemeint sein mögen, so leblos bleiben sie.

Meerapfel beginnt mit einer Kinderliebe in den 50er-Jahren, die mehr pittoresk als glaubwürdig erzählt wird. Zwei Kinderschauspieler blicken sich tief ins Auge und fassen sich an den Händen – aber die große Leidenschaft, die sie dann besonders als Erwachsene ergreifen wird, bleibt stets nur Behauptung.

Sulamit und Friedrich übersiedeln zum Studieren nach Frankfurt, engagieren sich in der linken Studentenbewegung und schlafen mit anderen Gleichaltrigen. Irgendwann beschließt Friedrich, nach Argentinien zurückzukehren und den rechten Terror zu bekämpfen.

Meerapfel mäandert unentschlossen zwischen Polit-Ereignissen und persönlichen Befindlichkeiten hin und her, ohne ihre Figuren jemals nachvollziehbar zu machen. Auch die konfliktbehaftete Liebe zwischen Jüdin und Nazi-Sohn bleibt lediglich Etikett. Persönliche und historisch relevante Eckdaten werden brav heruntererzählt, und am Ende bleibt alles unentschieden – wie der Rest des Films.

INFO: "Der deutsche Freund". D/AR 2012. 100 Min. Von Jeanine Meerapfel. Mit Celeste Cid, Max Riemelt.

KURIER-Wertung:

"Fahr zur Hölle, Dämon!“ knirscht Aaron Eckhart als zusammengeflickter Monster-Mensch Adam Frankenstein – und schickt in monotonen Kampfszenen viele Teufelsgeschöpfe eben dorthin. Bill Nighy spielt den verwitterten Dämonenfürsten in einem seelenlosen Computerspektakel.

KURIER-Wertung:

Eine junge Frau – Carolin Genreith – drehte eine Doku über die Bauchtanzgruppe ihre Mutter. Wo sie glaubte, frustrierte Damen jenseits der Wechseljahre anzutreffen, findet sie stattdessen eine bunte Truppe lebenslustiger Frauen. Wo sie Verbitterung oder die Sehnsucht nach der verlorenen Jugend erwartete, trifft sie auf Optimismus und Lebenslust. Mit viel Witz und großer Zuneigung für ihre Protagonistinnen porträtierte Genreith die Generation ihrer Mutter. Sympathisch-nettes Feel-Good-Movie.

KURIER-Wertung:

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