Hoffmanns Frauenfantasien an der Wien

Hoffmanns Frauenfantasien an der Wien
Alle vier Frauen-Partien in "Hoffmann" wird die große Singschauspielerin Marlis Peterson ab Mittwoch im Theater an der Wien darbieten.

Von Regisseur William Friedkin zu Neo-Regisseur Roland Geyer, von vier Sängerinnen zu einer einzigen. Wenn sich heute, Mittwoch, im Theater an der Wien der Vorhang zu Jacques Offenbachs "Les contes d ’Hoffmann" hebt, steht nicht nur Regie-Debütant Geyer im Mittelpunkt. Nein, die Musikwelt wartet mit Spannung auf sie, auf Marlis Petersen.

"Alle Frauen sind in Wahrheit eine"

Denn die deutsche Ausnahme-Sopranistin singt an der Wien alle vier Frauenrollen in Offenbachs Oper. Charaktere, die unterschiedlicher nicht sein könnten, die stimmlich alles abverlangen. "Einfach ist das wirklich nicht", sagt Petersen. "Für die Olympia etwa braucht man Koloraturen. Diese Parte wäre vor zehn Jahren ideal gewesen, aber sie funktioniert erfreulicherweise auch jetzt noch. Bei Antonia und Giulietta ist die Lyrik wichtig; die Stella hat ja nur wenig zu tun."

Hat sich Petersen, deren Repertoire vom Barock bis in die von ihr so geliebte Gegenwart reicht, nach Friedkins Rückzug überlegt auszusteigen? "Nein. Überhaupt nicht. Ich habe die alte Produktion gesehen und ich fand sie nicht gut. Ich bin froh, dass wir einen anderen Hoffmann erzählen." Wie der aussieht? "Alle Frauen sind in Wahrheit eine. Olympia ist das Model, das hohle Party-Girl, Antonia ist die zutiefst Bürgerliche, und Giulietta ist die Hure. Alles Wunschprojektionen Hoffmanns auf die Sängerin Stella. Das wird darstellerisch sehr aufregend. Aber ich versuche ja, in jeder Rolle immer einen Teil von mir selbst zu finden."

Dieser Zugang hat Petersen unzählige Ehrungen gebracht. Egal, ob als Aribert Reimanns vollendete "Medea" an der Wiener Staatsoper, als grandiose Violetta in Peter Konwitschnys Grazer "Traviata"-Inszenierung oder als unangefochtene "Lulu" in Alban Bergs Musikdrama – Petersen gibt stets alles. Denn: "Alles andere wäre nicht okay."

Welche Partie ihr noch fehlt? "Die ,Salome" würde ich gern machen. Und natürlich Uraufführungen." So kommt in Berlin 2013 Helmut Oehrings Purcell-Neudeutung "The Fairy Queen". An der Wien darf man sich im November 2013 auf Mozarts "Idomeneo" freuen.

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