Hier schreibt (noch) kein Roboter

Das Smartphone ist zentrales Tool des Journalismus
Der GEN Summit in Wien widmet sich Technologie und Journalismus .

Die Namenszeile "Von EINEM MENSCHEN" für diesen Artikel finden Sie übertrieben? Nicht mehr lange. Die rasanten Fortschritte bei der künstlichen Intelligenz sind eine Herausforderung für die Arbeitswelt, für die Sicht des Menschen auf sich selbst – und, auf niedrigerer Ebene, für den Journalismus. Schon jetzt lesen Amerikaner von Computern erstellte Texte über Klein-Ligen im Sport. Die sind für die lokalen Gemeinschaften immens wichtig; einen (bezahlten) Journalisten dafür abzustellen, lohnt sich für die Medien aber nicht. Deswegen greift man zum Code: Aus den (in den USA sehr detaillierten) Statistiken des Spiels erstellten Programme Texte, die erstaunlich gut wiedergeben, was auf dem Spielfeld passiert.

Ja, das geht.

Viele Fouls? "Brutale Partie". Entscheidender Treffer in der letzten Spielminute? "Krimi". Viele Ballverluste? "Nervöses Spiel".

Das mag jetzt den Innenpolitik- oder Kulturjournalisten, der sein Geld mit dem Erklären komplizierter Zusammenhänge oder der Bewertung ästhetischer Entwürfe verdient, noch nicht schrecken. Aber der Fortschritt könnte schneller sein, als jetzt absehbar ist.

Hochkarätig

Deswegen beschäftigt sich der hochkarätig besetzte GEN Summit 2017 in der Aula der Wissenschaften in Wien ab Mittwoch unter anderem mit der künstlichen Intelligenz. Aber auch andere Innovationen, die Einfluss auf das journalistische Arbeiten nehmen (werden), werden beleuchtet: Virtual Reality ist ebenso darunter wie die mobile Revolution (immer mehr Nachrichten werden übers Smartphone konsumiert).

Der GEN Summit ist eine der wichtigsten internationalen Konferenzen für Medieninnovation. Und er gibt ein starkes Plädoyer für starken Journalismus auch in sich wandelnden digitalen Zeiten ab: "Es sind bedrohliche Zeiten für uns Journalisten", sagte GEN-Präsident Peter Bale im Vorfeld. Als eine der größten Bedrohungen identifiziert Bale die gezielte Desinformation und Falschnachrichten. Aber auch die Marktmacht von Google und Facebook, die laut Bale zu den größten Medienverlagen zählen und einen Großteil der Werbeeinnahmen abziehen, würden den Journalismus bedrohen.

Dennoch wird der technologische Fortschritt hier nicht als Bedrohung, sondern als Instrument für die Demokratie verstanden: In Zeiten von Algorithmen und Echokammern braucht die Demokratie innovativen Journalismus. Bei dem Kongress sollen auch gezielt Start-ups gefördert werden.

Prominente Redner

Journalisten internationaler Medien wie der renommierten und technologisch wegweisenden Medien Washington Post und Guardian werden bis Freitag ebenso zu Innovation und Journalismus sprechen wie Vertreter von Facebook, Goole und dem Nachrichtenportal Buzzfeed. Insgesamt stehen 90 Redner am Programm, 750 Chefredakteure, Medien-Innovatoren und Unternehmensleiter werden im Publikum sitzen. Der Direktor des Museums für Angewandte Kunst (MAK), Christoph Thun-Hohenstein, wird dafür plädieren, dass sich der Journalismus angesichts der technologischen Entwicklung auf die Seite der Menschen schlägt.

Kommentare