Heute ist Zahltag für Wrabetz

Heute ist Zahltag für Wrabetz
Analyse: Die ORF-Direktoren werden am Donnerstag nicht gewählt, sondern bestellt. Für den Generaldirektor ist Zahltag.

Die ORF- Redakteure kommen in diesen Wochen aus dem Ärgern gar nicht mehr heraus, heute wird der Höhepunkt erreicht: Generaldirektor Alexander Wrabetz lässt vom Stiftungsrat sein Team abnicken. Über die vier Direktoren und neun Landesdirektoren wird im Paket und ohne ein Hearing abgestimmt. Eine große Zustimmung des 35-köpfigen, doch nicht entparteipolitisierten Stiftungsrates ist trotzdem sicher und überrascht nicht.

Seit die Musical-Intendantin der Vereinigten Bühnen und frühere ORF- Programm-Intendantin, Kathrin Zechner, ihre Bewerbung für den neuen Job der Fernseh-Direktorin bekannt gegeben hat, ist das Führungsteam komplett: Als Radio-Direktor wird weiterhin Karl Amon, als Wirtschaftschef Richard Grasl fungieren.

Ärger

Zum Technik-Direktor steigt der bisherige rote Zentralbetriebs- und Stiftungsrat Michael Götzhaber auf. Was ORF -Redakteursvertreter empörte. Ihnen ist es ein Dorn im Auge, dass einige Mitglieder den Stiftungsrat offenbar mit der Show "Die große Chance" verwechseln. Sie wählen zuerst den ORF -Chef und werden dann im Unternehmen in Top-Positionen gehievt.

Schon vor der Wahl von Wrabetz hatte ein Umstieg vom SPÖ-Fraktionschef im ORF -Aufsichtsrat, Niko Pelinka, für Aufregung gesorgt - dieser Schritt gilt nun als "vertagt". Doch nicht zum Zug kommt auch die Rats-vorsitzende, Arbeiterkämmerin Brigitte Kulovits-Rupp, da Karlheinz Papst beim ORF -Burgenland bleibt.

Konkret hingegen ist der Wechsel eines anderen Stiftungsrates: Helmut Krieghofer, früher ÖVP-Geschäftsführer und Ex- ORF -Moderator, soll das Tiroler Landesstudio führen. Die Opposition erwartet "Parteifunk pur".

Taktik

Doch ändern wird Wrabetz an der Entscheidung nichts mehr. Für ihn ist nämlich Zahltag. Anfang August mit historischer Mehrheit als Chef des Öffentlich-Rechtlichen wiederbestellt, muss der 51-Jährige nun beginnen, die offenen Rechnungen begleichen. Obwohl er ja betont hatte, dass er "nicht mit der Politik verhandelt" habe. Aber bei 13 zu besetzenden Posten allein in der höchsten Führungsebene ist es für den gewieften Taktiker nicht schwer, alle Farben im Polit-Spektrum zufriedenzustellen. Und: Weitere Jobs, etwas tiefer in der Hierarchie, könnten folgen.

Wie das so abläuft, darin hat Kärntens Landeshauptmann Dörfler (FPK) Einblicke gewährt. Im Stile von "Einfach ehrlich, einfach Gerhard" erklärte er zwei Tage vor dem Votum via Aussendung: Er habe sich mit dem ORF -General auf Karin Bernhard als neue Landesdirektorin geeinigt. Wrabetz versuchte noch die schiefe Optik zu korrigieren: Dörfler habe seinem Vorschlag zugestimmt. Fünf Jahre zuvor hat sich Kärntens Landesdirektor Willy Haslitzer als Radio-Chef versenkt, als er sich noch vor der Wahl beim damaligen Landeshauptmann Jörg Haider bedankte ...

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