Sex mit der Handystimme

Oscar für das beste Drehbuch: Joaquin Phoenix als netter Normaler in der Zukunft, der sich in die Stimme seines neuen Betriebssystems verliebt (Scarlett Johansson)
Ein Oscar, großer Kult: Spike Jonzes ("Being John Malkovich") Film "Her". Weiters: "Return of the first Avenger", "D.U.D.A!" und "High Performance".

Das ist zweifellos schon jetzt der bestaussehende Film des Jahres. Gläserne Hochhäuser, gläserne Aufzüge, gläserne Züge.

Melancholisch flutet das Licht durch diese autolose, seltsam geräuschlos taube Zukunft. Schanghai spielt Los Angeles. Schön sauber und schön aufgeräumt.

Und die Menschen?

Sie traumwandeln darin herum wie in einem Werbe-Spot für Apple. Alle am Handy, alle am Computer, alle irgendwie ferngesteuert und auf tonlos gestellt. Einer unter ihnen: Theodore, netter Normalo. Sein Job ist es, anderen Menschen glühende Liebesbriefe zu verfassen. Handgeschrieben, am Computer. Seine Ehe ist gescheitert. Jetzt sitzt er einsam in seinem schmucken Appartement und schaut durchs prächtige Panoramafenster zum Analoghimmel und über die große Stadt. Dazwischen flackern Erinnerungen an glückliche Tage auf, gibt es ein raumfüllendes Computerspiel und Sexversuch am Telefon. Ja, ja , die Liebe fehlt.

Schon in seinen früheren verschrobenen Universen wie "Being John Malkovich" (1999) oder "Die wilden Kerle" (2010) hat Spike Jonze träumerische Parallelwelten zu beschwören gewusst.

Körperlos

Auch diesmal zieht er sich in den Kopf des Protagonisten zurück. In den Kopf von Theodore. Er verliebt sich nämlich in seinen körperlosen Computer. Oder genauer gesagt: in die Stimme seines neuen, intelligenten Betriebssystems, das er mittels Ohrenstöpsel und Aufklapphandy (wie herrlich retro!) stets bei sich tragen kann und trägt. Stellt sich die Frage: Worin verliebt man sich, wenn man sich verliebt? Was liebt man, wenn man liebt? Eine Frage, die Alfred Hitchcock in "Vertigo" wohl am großartigsten von allen durchexerzierte, indem James Stewart sich immer wieder dieselbe Frau zu erschaffen sucht. Verliebt man sich nur in ein Bild, das man sich im Kopf macht? Ein Bild der Frau, die perfekt zu einem zu passen scheint?

In Spike Jonzes Fall ist es das Bild zu einer Stimme. Samantha heißt sie, sie kann nicht nur sprechen und flöten und säuseln (wie Scarlett Johansson), sondern auch sein Leben organisieren, Mails beantworten, den Schreibtisch aufräumen.

Und wenn Theodore gerade depressiv ist und das Gefühl hat, nichts Neues mehr erleben zu können, raunt sie Trost und Rat in sein Ohr.

Was als Science-Fiction beginnt, wandelt sich zu einer postmodernen Romanze. Nur, dass die Frau halt digital ist. Eine virtuelle Affäre.

Man kann dennoch miteinander am Strand spielen (Samantha hat ja – wie praktisch – Augen durch die Handykamera), man kann picknicken (und ihre Stimme auf laut stellen) und man kann Sex haben. Doch über diese großartige Grundidee hinaus erzählt Spike Jonze diesmal wenig.

Fast jede seiner Szenen wird mehrmals erzählt, nur in immer andere Bilder geschenksverpackt: Einsamkeit, Einsamkeit, Einsamkeit inmitten vieler. Trauer, Trauer, Trauer um die eine. Verliebt, verliebt, verliebt in die andere. Was auf die Dauer dann doch ein wenig wiederholend wirkt – um nicht zu sagen: poetisch, aber leer. Das gilt auch für Joaquin Phoenix, der den depressiven Theodore in knallbunten Hosen spielt. Auch seine Selbstgespräche sind nicht ganz abendfüllend, wenn er sie in Großaufnahme mit bebenden Brauen und zuckenden Mundwinkeln und einem Schnauzer wie von Tom Selleck führt. Bleibt noch: Her, aber die ist ja nur Hörspiel.

KURIER-Wertung:

INFO: "Her". USA 20013. 126 Min. Von Spike Jonze. Mit Joaquin Phoenix, Scarlett Johansson, Amy Adams.

Captain America gilt hierzulande als patriotischer Superheld, schon allein wegen der Stars & Stripes auf seinem Bodysuit. Tatsächlich ist er das nicht. Im Gegenteil.

Eher ist er ein machtskeptischer Kämpfer für Gerechtigkeit. Schon während des Watergate-Skandals legte er sein Kostüm ab, weil er sich für Nixons Amerika schämte.

Dieser Tradition folgen Regisseure Joe und Anthony Russo nun mit vielen Verweisen auf das Politkino der 70er- und 80er-Jahre – und liefern damit den bisher ernstesten Marvel-Film ab.

Dazu zelebrieren sie allerdings Action auf hohem Niveau und profitieren von einer sehr guten Besetzung: Samuel l. Jackson, Robert Redford (als Bösewicht) und Scarlett Johansson.

KURIER-Wertung:

INFO: "Return of the First Avenger". Action. USA 2014. 128 Min. Von Joe und Anthony Russo. Mit Ch. Evans, Robert Redford.

Sex mit der Handystimme

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"Alle Menschen haben einen Dachschaden." Im Leben und in der Liebe geht es daher darum, jenen Dachschaden zu finden, der kompatibel ist mit dem eigenen. Das sagt Daniel. Er ist Schauspieler in einer Off-Theatertruppe und verdient sich als Lagerarbeiter ein bisschen Geld dazu. Der High Performer in der Familie ist sein gelackter Bruder Rudi (Manuel Rubey), Regionalmanager einer global agierenden Software-Firma.

Rudi will die Theaterkarriere des Bruders (Marcel Mohab) finanziell unterstützen, bittet ihn aber unter Vorspiegelung falscher Motive, seine Mitarbeiterin Nora (Katharina Pizzera) auszuspionieren. Für Daniel stellt sich die Frage, wie er sich selbst dabei treu bleiben kann. Wobei die junge österreichische Regisseurin Johanna Moder in ihrem Spielfilmdebüt die beiden Welten nicht als Gut und Böse gegeneinander ausspielt. "High Performance" ist eine kluge Mischung aus Tragikomödie, Liebesfilm und Wirtschaftskrimi. Moder arbeitet mit realistischen Dialogen, ohne vordergründige Gags. Ihr Film orientiert sich an US-Independent-Produktionen und entwickelt mit zurückgenommenem Spiel eigentümliche Spannung.

Der kuriose Zweit-Titel "Mandarinen lügen nicht" erklärt sich durch den Auftritt einer skurrilen Öko-Kommune, und soll den Kinogängern wohl auch signalisieren: Achtung, Komödie!

KURIER-Wertung:

INFO: "High Performance". Komödie, Ö 2014. 100 Min. Von Johanna Moder. Mit Marcel Mohab, Manuel Rubey, Katharina Pizzera u.a.

Sex mit der Handystimme
Brüder, die unterschiedlicher nicht sein könnten: Manuel Rubey und Marcel Mohab (re.)

Am Anfang seines Lebens hatte er seinen Eltern einen schlichten Zettel am Küchentisch hinterlassen:

"Ich bin Musiker".

Am Ende dann, im Spital, hat er den Schlauch seines Beatmungsgerätes herausgezogen, in die Melodika gesteckt und so darauf noch spielen können, erinnert sich im Film Tobias Moretti.

Werner Pirchner, Komponist, Vibrafonist, Dichter, Zeichner, Filmemacher, Jazzmusiker, Visionär. Auch die, die seinen Namen nicht kennen, kennen ihn wahrscheinlich: Viele der Ö1-Signations hat der Tiroler komponiert.

Malte Ludin wollte ihn immer schon porträtieren. Zu früh, 2001, ist Pirchner gestorben. Also hat er jetzt posthum eine herzliche wie herrliche Hommage an diesen Ausnahmekünstler gemacht.

Ein Porträt über einen Menschen, wie es ihn wohl selten gibt. "Ein nächster Mozart", wie Moretti empfand.

Großartige Ausschnitte aus Pirchners Filmen, großartige Musik, großartige Interviews mit Weggefährten wie Felix Mitterer oder Christian Muthspiel, Freunden und Pirchners Ehefrau Elfriede.

Sie erinnert sich etwa daran, wie Pirchner sein Vibrafon mit Zahnpasta geputzt hat. Denn "was dem Zahnschmelz nicht schadet, kann dem Instrument sicher nichts anhaben".

KURIER-Wertung:

INFO: "D.U.D.A.!" Dokumentation. Ö/D 2014. 84 Min. Von Malte Ludin. Mit Werner Pirchner, Christian Muthspiel, Tobias Moretti, Felix Mitterer.

Sex mit der Handystimme
Werner Pirchner (1940–2001) gilt als hintersinniger Vertreter neuer Volksmusik. "D.U.D.A.!" steht für "Der Untergang des Alpenlandes".

Veronica Mars

Serien-Verfilmung Basierend auf der gleichnamigen TV-Serie, bläst der Film eine Serienfolge auf Kinoformat auf: durchschnittliche TV-Bilder, durchschnittlich gespielt – und eine fad, fad, fade Story. Nur was für Fans, wenn überhaupt.

KURIER-Wertung:

Antboy

Kinderfilm. Äußerst charmante Kindervariante von Spiderman. Ein 12-jähriger Außenseiter wird hier von einer Ameise gebissen und verwandelt sich in einen Superhelden mit allem, was Ameisen so können. Zubeißen, die Wände hochklettern und schwer tragen. Und dafür braucht er Zucker.

KURIER-Wertung:

Stories we tell

Doku. Als Filmemacherin und Detektivin wagt sich Sarah Polley auf die Spuren ihrer eigenen Geschichte: sie erforscht die Vergangenheit ihrer Familie. Dazu interviewt sie Angehörige, bekommt aber widersprüchliche Antworten. Kluger Film über das, was man Wahrheit nennt.

KURIER-Wertung:

Die Dinos sind los

Kinderfilm. Viele Dinos in 3-D, wenig Story. Wem’s genügt.

KURIER-Wertung:

Banklady

Thriller. Zwischen 1965 und 1967 raubte Gisela Werler 19 deutsche Banken aus. Film nach dem wahren Fall als deutsches Popcorn-Kino

KURIER-Wertung:

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Kleiner Superheld: "Antboy"

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