"Hell or High Water": Banküberfälle für Globalisierungsverlierer

Jeff Bridges (re.) in "Hell or High Water"
Hinreißender Western mit Jeff Bridges.

Bankräuber, Sheriff und der Staub von Texas. Diese Mischung ergibt im Kino immer wieder einen hinreißenden Western. David Mackenzie hat daraus dazu noch einen Thriller gemacht, der die sozialen Abgründe der Gegenwart aufgreift.

"Hell or High Water" erzählt von einem Texas zwischen nationaler Befindlichkeit und Globalisierung. Im Mittelpunkt stehen zwei Brüder, die kleine Bankfilialen um jeweils ein paar Tausend Dollar "erleichtern", die sie in den Casinos des benachbarten Oklahoma "waschen". Hinter ihnen her ist ein Texas Ranger, der diesen letzten Fall vor der Pensionierung abschließen will. Groteskerweise scheinen Räuber und Verfolger ähnliche Ziele zu verfolgen. Als Verlierer der Globalisierung verteidigen sie einen Lebensstil, der kaum taugt, die Probleme der Gegenwart zu bewältigen.

Verfall

Die einstige Öl-Wirtschaftsmacht Texas ist in diesem Neo-Western zum beklemmenden Panorama geworden: Stillstehende Fördertürme, geschlossene Läden und Tankstellen, zum Verkauf stehende Ranches, rostiges Eisen und verwittertes Holz. Konterkariert werden diese Verfallserscheinungen von den knalligen Plakaten der Geldinstitute, die zur Behebung von Schulden "schnelles Geld" anbieten. Die Brüder Tanner und Toby brauchen schnelles Geld, weil sie die Hypothek auf die Familien-Ranch nicht zahlen können. Um ihre Probleme zu lösen, überfallen sie Banken.

Wer wissen möchte, wer und wie die Menschen sind, die Donald Trump gewählt haben – in diesem Film scheinen sie alle versammelt zu sein. Ben Foster und Chris Pine (Captain Kirk in der neuen "Star Trek"-Reihe) spielen die Brüder: Den kriminell veranlagten Tanner und dessen introvertierten Bruder Toby, an dem sowohl die Einbrechermaske als auch die Pistole wie eine ungewollte Verkleidung wirken. Jeff Bridges brilliert als Texas Ranger kurz vor der Rente: Ein abgebrühtes, latent rassistisches Fossil mit psychologischem Einfühlungsvermögen für menschliche Abgründe. Nicht minder aus der Zeit gefallen wirken herumirrende Comanchen, die einst die Herren der texanischen Prärie waren, eine Rinderherde und Cowboys, die am Sinn ihres Herden-Triebs zweifeln.

Für Frauen ist neben all diesen Männern kein Platz – zumindest nicht in einer Hauptrolle. Nick Cave und Warren Ellis unterstreichen die Stimmung der Bilder mit einem fantastischen Folk-und Country-Soundtrack.

Text: Gabriele Flossmann

INFO: USA 2016. 102 Min. Von David Mackenzie. Mit Jeff Bridges, Chris Pine, Ben Foster

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