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Helene Fischer: Große Gefühle für kleine Leute
Ist sie die Stimme für Millionen oder stimmen nur die Millionen? Ein Lokalaugenschein.
Der deutsche Schlager – im Lexikon zwischen Schlagbohrmaschine und Schlägerei angesiedelt – ist ja weit her-umgekommen. Ursprünglich als "Abfallprodukt" der eingängigsten Operettenmelodien vom kulturfern gehaltenen gemeinen Volk nachgesungen ("Gassenhauer"), entwickelte sich ein gelegentlich geniales Genre voll launiger Melodien und pfiffiger Texte. Soziologen erhoben: Je schlechter die Zeiten, desto Schlager die Musik. Fest steht die jeweilige Vertonung gesellschaftlicher Wunschvorstellungen – fremde Länder, schöne Frauen, tolle Träume. Im Idealfall erfüllte der Schlager beides: Witz und Wahrheit. "Ich hab das Fräul’n Helén baden sehn" (Raymond/Grünbaum, 1924) versexte (welch infantile Wort- und inflationäre Wertschöpfung!) glatt ganze Generationen, nach nackten weiblichen Waden lechzender Spechtler. Aber apropos Fräul’n Helén’" ... Nach zähem Rückzugsgefecht seit jenen Tagen, als "Schlagersänger noch Hundenamen trugen – Rex & Roy" (Alfred Dorfer über Gildo & Black) und unfreiwillige "Hymnen" auf Orgasmusprobleme entstanden, von "Oh, wann kommst du" (Daliah Lavi, 1970) bis hin zu "Dann kamst du"(Vicky Leandros, 1972), feierte der Industriezweig "Fantasie innerhalb einer Ok- tave" dank eines Fräuleinwunders fröhliche Urständ’ – nun auch in Wien: Fräul’n Helen’ Fischer!
"Am Boden geblieben"


"Sie ist am Boden geblieben", so der Tenor im Saal, selbst wenn sie per Riesenvogel zum "Titanic"- Titelsong knallkitschig abhebt.
Und jetzt noch "Tatort"
