Welche Erinnerungen haben Sie an Meir, die „Eiserne Lady“ von Israel?
Ich war damals etwa 20. Ich sah sie als feministische Ikone. Sie war vielleicht das erste Staatsoberhaupt, von dem ich damals wusste, dass es keine „Königin“ war. Ein emotionaler Moment für junge Frauen auf der Welt, auch wenn Golda wie eine Großmutter aussah. Aber welche Energie und Entschlossenheit sie hatte! Es gelang ihr, eine sehr schwierige Situation gelassen zu meistern, als Israel plötzlich von verschiedenen arabischen Ländern angegriffen wurde und es zunächst so aussah, als würde es unterliegen. Es erinnert ein wenig an den unerwarteten Angriff der Hamas am 7. Oktober. Der Unterschied besteht darin, dass Meir die Verantwortung für das Geschehene übernahm und unmittelbar nach dem Krieg von 1973, der Israel rettete, zurücktrat, während Netanyahu keinerlei Verantwortung übernimmt. Alles muss sich ändern, in Palästina und in Israel. Wir brauchen bessere Regierungen.
Brauchen wir mehr Frauen in hohen politischen Ämtern?
Frauen machen mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung aus, und wie viele Frauen in Führungspositionen haben wir? Wenn wir die Hälfte der Führungspositionen mit Frauen besetzen würden, wäre die Welt viel besser, da bin ich mir sicher. Golda dachte an das Wohl ihres Landes, Netanyahu denkt nur an seine eigene Eitelkeit.
Verstehen Sie durch die Arbeit an diesem Film die gegenwärtige politische Situation besser?
Die historische Beziehung zwischen Israel und den Palästinensern ist sehr lang und wird wohl viele hundert Jahre in der Zukunft gehen. Was seit Oktober passiert, ist grauenhaft, aber leider typisch für diesen Teil der Welt seit der Gründung des Staates Israel. Und vorher war es übrigens auch nicht so, dass dieser Teil der Welt vom Kampf verschont blieb. Denken Sie an die Kreuzzüge. Unser Film zeigt einen Teil der israelischen Geschichte, der sehr, sehr wichtig ist. Dieses Gefühl, ständig ein Land zu sein, das angegriffen wird, ständig ein Land zu sein, das andere Länder gerne verschwinden sehen würden. Und das Leben mit dieser Erinnerung und diesem Verständnis hat Israel zu dem Land gemacht, das es heute ist. Verzeihen Sie mir, ich bin kein Dokumentarfilmer, Historiker oder Politiker. Es ist so emotional, so kompliziert, so herzzerreißend, und es ist Geschichte.
In „Golda“ haben Sie zum ersten Mal in Ihrer Karriere extrem viel Make-up und Prothesen verwendet, um in die Rolle hineinzuschlüpfen.
Im Allgemeinen benutze ich kein Make-up oder Prothesen, keine künstlichen Nasen, nichts. Diesmal war es notwendig. Aber diese körperliche Verwandlung für die Rolle war seltsam praktisch. Offensichtlich ist Make-up ein nützliches Mittel, um jemandem ein Gesicht zu verleihen, das so anders ist als man selbst, auch weil Golda, gelinde gesagt, ein besonderes Aussehen hatte. Dann war da noch ihre Stimme, die ebenfalls eigenartig war, und die achtzig Zigaretten am Tag, die sie rauchte! Ich bin es gewohnt, binnen zwanzig Minuten von der Maske am Set zu sein. Golda stellte meine Geduld auf die Probe. Was aber sehr nützlich war, um die Wut auszuleben, die ich in den Szenen im „Kriegsraum“ kaum zurückgehalten habe.