Heinz Reincke wird in Wien aufgebahrt

Heinz Reincke wird in Wien aufgebahrt
Der beliebte deutsche TV-Darsteller und Wahl-Wiener ist 86-jährig gestorben. Am 27. Juli wird Reincke im Wiener Zentralfriedhof aufgebahrt.

Der deutsch-österreichische Schauspieler Heinz Reincke, langjähriges Mitglied des Burgtheater-Ensembles und beliebter TV-Darsteller, ist am Donnerstag im Alter von 86 Jahren gestorben. "Er ist friedlich bei mir eingeschlafen", sagte die Witwe des Schauspielers. Reincke, der 1970 die österreichische Staatsbürgerschaft annahm und mit seiner Frau bis zuletzt in Wien lebte, litt schon seit einigen Jahren an Lungenkrebs.

Fans, Freunde und Familie können am 27. Juli von Heinz Reincke Abschied nehmen. Der Publikumsliebling, der im Alter von 86 Jahren verstorben ist, wird ab 12 Uhr am Wiener Zentralfriedhof aufgebahrt. Die Trauerfeier folgt dann in der Halle 2 des Zentralfriedhofs um 15 Uhr. Wann und wo die Urne mit Reinckes sterblichen Überresten dann bestattet wird, steht derzeit noch nicht fest.

"Charakterdarsteller"

In erster Ehe war Heinz Reincke mit der Schauspielerin Erni Mangold verheiratet. Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny würdigte ihn als "begnadeten und gefragten Charakterdarsteller auf den großen deutschsprachigen Bühnen" und als "eine der prägenden Gestalten der Fernsehunterhaltung. Hinter seinem oftmals polternden und rauen Auftreten verbarg sich ein äußerst liebenswürdiger, gemütlicher und lebensbejahender Mensch." Heinz-Christian Strache wies in einer Aussendung darauf hin, Reinckes politische Heimat sei die FPÖ gewesen.

Reincke, geboren am 28. Mai 1925 in Kiel, nahm bereits als 17-jähriger Schauspielunterricht und begann als Komparse, Souffleur und Inspizient am Theater. Erste Engagements führten ihn nach Schleswig, Bonn und Stuttgart. Selbst als französischer Kriegsgefangener konnte Reincke zum Ende des Zweiten Weltkrieges nicht von seiner Passion lassen - im Lager war er Teil einer Theatergruppe. Nach dem Krieg zog er mit einer Wanderbühne durch Deutschland und arbeitete sich zu immer bekannteren Bühnen vor.

Durchbruch

Der große Durchbruch kam 1955, als ihn Regisseur Gustaf Gründgens an das Deutsche Schauspielhaus in Hamburg holte. Es folgten die großen Rollen in den Klassikern: Beckmann in Borcherts "Draußen vor der Tür", Keil in Hauptmanns "Rose Bernd", Shakespeares "Macbeth" und Mephisto im "Urfaust". Er galt als wandlungsfähig-dynamischer Schauspieler mit hervorragender Sprechkultur und schaffte es mit diesem Ruf 1968 an das Wiener Burgtheater.

In der Spielzeit 1966/67 gastierte Reincke erstmals am Burgtheater als Robespierre in "Dantons Tod". Er gehörte von 1968 bis 1985 dem Ensemble an und spielte u.a. Leon in "Weh dem, der lügt", Ottokar in "König Ottokars Glück und Ende", Herr Biedermann in "Biedermann und die Brandstifter", Big Daddy in "Die Katze auf dem heißen Blechdach", Willy Loman in "Tod eines Handlungsreisenden" und Einstein in "Die Physiker". Am Haus am Ring gab er auch mit dem Wilhelm Voigt in "Der Hauptmann von Köpenick" seine letzte Bühnenvorstellung.

"Der Charme der Menschen im Süden" habe ihn auch privat an Österreich gebunden, sagte Reincke. 1970 nahm er zusätzlich die österreichische Staatsbürgerschaft an, kaufte sich später ein Haus am Mondsee und ließ sich in Wien nieder. 1974 erhielt er den Titel Kammerschauspieler und wurde 1980 mit dem Österreichischen Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst sowie 1985 mit dem Silbernen Ehrenzeichen der Republik Österreich ausgezeichnet.

Publikumsliebling

Noch bekannter bei einem breiten Publikum machte ihn seine zweite Laufbahn im Fernsehen. Der kernige Norddeutsche wurde über Jahrzehnte zum Publikumsliebling. Er stand an der Seite von "Heintje" in rührseligen Heimatfilmen, spielte in Streifen wie "Fluchtweg St. Pauli - Großalarm für die Davidswache" das Nordlicht mit dem Herz am rechten Fleck oder erfreute als Nichtraucher in "Das fliegende Klassenzimmer" Kinderseelen. Auch in Serien wie "Großstadtrevier" und "Zwei Münchner in Hamburg" war Reincke vertreten. Eine seiner letzten Rollen spielte er im ZDF-Dauerbrenner "Der Landarzt" als Pastor Eckholm, Kinder kennen seine Stimme auch von zahlreichen Hörspielen.

Der ORF erinnert mit einer Programmänderung an Heinz Reincke. Zusätzlich "zu den ohnehin bereits im Programm befindlichen Reincke-Klassikern" - "Heintje - Einmal wird die Sonne wieder scheinen"am 23. Juli und "Heintje - Mein bester Freund" am 30. Juli - wird laut ORF-Aussendung am Sonntag (17. Juli) um 14.10 Uhr (ORF 2) die Verwechslungskomödie "Wenn jeder Tag ein Sonntag wär ..." gezeigt.

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