Hartmann über Bachler: Streit um die Burg

Hartmann über Bachler: Streit um die Burg
Nachdem sein Amtsvorgänger Nikolaus Bachler im KURIER Kritik an der Entwicklung des Burgtheaters übte, meldet sich nun Matthias Hartmann zu Wort.

KURIER: Ihr Amtsvorgänger als Burgchef, Nikolaus Bachler, jetzt Operndirektor in München, kritisierte im KURIER die Entwicklung des Burgtheaters. Was sagen Sie dazu?

Matthias Hartmann: Ich äußere mich in den Medien nie über Kollegen. Und der Herr Bachler hat das in der Vergangenheit auch so gehalten, ich erachtete das als respektvolle Regelung. Dass jetzt aus München solche Wortmeldungen kommen, kann ich mir nur mit der Tatsache erklären, dass das Burgtheater besonders gut besucht ist und er nach Erklärungen dafür ringt. Er glaubt offenbar, sich rechtfertigen zu müssen, dass es bei ihm nicht so gut lief.

Bachler spricht von "Boulevardisierung".
Ich stehe dazu, zu Silvester eine gut gemachte Boulevardkomödie zu zeigen. Bei ihm gab sogar mehr Boulevardkomödien, wir machen dafür mehr als doppelt so viele Uraufführungen.

Bachler sagt, Burg und Josefstadt nähern sich an.
Wo er das her hat, weiß ich nicht, bei uns ist er nie gewesen. Es ist ja ganz interessant, dass er auch meint, man würde in Deutschland nichts hören vom Burgtheater. Die Wahrheit ist: Man hat in der Zeit, als er in Wien war, nichts von ihm gehört. Und auch wenig gesehen, weil er in seinen letzten drei Burg-Jahren ja meistens schon in München war. Ich habe damals ein interessantes Erlebnis gehabt. Als ich wegen meines Schlüsselbeins im Lorenz-Böhler-Spital war, fragte mich die Ärztin, was ich als Nächstes am Burgtheater machen würde. Ich antwortete, ich bin noch gar nicht am Burgtheater, ich bin erst in der Vorbereitung. Ah, sagte die Ärtzin, dann ist da immer noch der Peymann?

Profilierungsversuche und Red Bull

Hartmann über Bachler: Streit um die Burg

Auch Bachler wurde von seinem Vorgänger Peymann hart attackiert.
Das war Peymanns Stil, und gerade der hat Bachler ja so geärgert. Ich hätte gedacht, dass er stilvoller vorgeht. So würdevoll, wie er sich in Ihrer Zeitung schon rein optisch in Pose bringt. Was ich oft spüre in Wien: Dass man die Phase zwischen Peymann und mir weder schlecht noch gut wahrnimmt – sondern gar nicht. Umso interessanter finde ich diesen nachträglichen Profilierungsversuch.

War es falsch, im Burgtheater eine "Red-Bull-Truppe" tanzen zu lassen?
Red Bull hat Flying Bach gesponsert. Ein hochkarätiger, vom Publikum gestürmter Abend. Schon zu Shakespeares Zeiten waren Theaterleute darauf angewiesen, ihre Projekte mithilfe von Donatoren und Sponsoren zu finanzieren

Geht es in Wien, wie Bachler sagt, tatsächlich vor allem um Tratsch?
Die Wiener brauchen ihre Anerkennung nicht aus den deutschen Zeitungen. Sie bilden sich ihre Meinung selbst. Als Bachler wusste, dass er Österreich verlässt, begann er, maßlos auf Österreich zu schimpfen. Möglicherweise ist das ein Zug der österreichischen Seele, der mir nicht so vertraut ist: Diese merkwürdig sadomasochistische Weise, auf sich selbst zu schimpfen.

Er sagt, die Österreicher seien hochbegabt, auch zu Verrat und Schwindelei.
Welches Volk ist das nicht? Man könnte das ja auch positiv als Ambivalenz beschreiben. Und auf dem Boden der Ambivalenz wächst ja das Theater, die Verstellungskunst.

Glauben Sie, Bachlers Angriffe auf Sie haben mit der Tatsache zu tun, dass sein Freund Martin Kušej – der ja Burg-Direktor werden wollte – gerade als Chef des Münchner Residenztheaters harte Zeiten erlebt?
Dazu sage ich nichts.

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