KURIER: Herr Hinterseer, Sie sind ja nicht als großer Partytiger bekannt, sondern feiern Ihre Geburtstage lieber im engen Familienkreis. Wird das auch diesmal, zum 70er, der Fall sein?
Hansi Hinterseer: Ja, es ist genauso wie immer. Es wird keine große Feier geben, ich werde meinen Geburtstag im kleinen, familiären Rahmen feiern. Für mich ist jeder Tag ein Geburtstag: Ich bin froh über jeden Tag, den ich erleben darf. Ich bin auch sehr dankbar für alles, was bis jetzt passiert ist und hoffe auch, dass es noch einige Zeit so weiter geht. Ein paar Ideen habe ich schon noch. Es wird was geben, aber das soll eine Überraschung sein.
Wer das Treiben rund um die Hahnenkammrennen in Kitzbühel seit Jahren beobachtet, weiß, dass Sie dabei gerne im Hintergrund bleiben. Warum?
Die wahren Champions sind die Sportler, die auf der Streif Höchstleistungen liefern. Der Rest ist viel Show, bei der es kaum mehr um den Sport geht. Und die brauche ich persönlich nicht. Natürlich geht es dabei auch um viel Geld, die Sponsoren wolle sich präsentieren und laden zu Festen ein. Daher gibt es auch den ganzen Partyzug, der jedes Jahr durch Kitzbühel und andere Wettkampforte braust. Niemand wird zum Hingehen gezwungen. Ich bin lieber beim Training und bei den Rennen dabei.
Äußern Sie da Ihre Meinung auch hin und wieder?
Klar sehe ich gewisse Entwicklungen skeptisch, die es meiner Meinung nach nicht braucht. Wenn ich mir anschaue, was alles gebaut wird, ärgert mich das. Es ist viel verloren gegangen vom Charme von Kitzbühel.
Welche Entwicklungen sind das, die Sie stören?
Darüber werden wir zwei jetzt nicht reden. Das bringt auch nichts. Das werde ich den Verantwortlichen nicht über die Zeitung ausrichten.
Die vergangenen Tage haben Sie viel Zeit im Schneideraum verbracht, um an der Doku, die heute, Freitag, auf ServusTV zu sehen ist, zu arbeiten. Geben Sie nicht gerne etwas aus der Hand?
Da es ein Film über mein Leben, meine Karriere ist, möchte ich dabei sein, wenn dieser entsteht, möchte mitbestimmen und mich einbringen. Bei der großen Auswahl an Geschichten ist es auch nicht so einfach, Entscheidungen zu treffen. Denn es gibt viel zu erzählen, viel zum Herzeigen, denn ich habe in den 70 Jahren schon einiges erlebt. Dabei überlasse ich nichts dem Zufall, bin sehr genau und akribisch. Von nichts kommt nichts. Das habe ich als Sportler gelernt.
Stehen Sie selbst noch oft auf den Skiern?
Natürlich. Ich fahr noch gerne Ski, aber gemütlich.
Zuletzt gab es Kritik an der hohen Belastung durch den dichten Rennkalender. Ihre Einschätzung dazu?
Diese Diskussionen gab es auch schon bei uns, zu meiner Zeit als aktiver Skisportler, wo zu viele Rennen in einer Saison stattgefunden haben, wir sehr lange Reisen unternehmen mussten – vor allem, was die Rennen in Übersee betroffen hat. Da ist der Athlet einer unglaublichen Belastung ausgesetzt. Die FIS ist da vielleicht etwas zu locker, was die Vergabe von Rennen betrifft. Meiner Meinung nach wird auch zu wenig auf die körperliche Verfassung der Athleten und Athletinnen Rücksicht genommen. Viele fahren bereits angeschlagen den Berg hinunter. Wenn man drei Rennen in vier Tagen hat, ist das sehr riskant.
Immer schneller und spektakulär soll der Sport sein. Dazu trägt auch der Fortschritt beim Material bei. Eine gefährliche Entwicklung?
Das Gefährliche ist, dass jeder schneller sein will als der andere. Daher gehen die Entwicklungen auch immer weiter, vor allem beim Skischuh, der Verbindung zwischen Ski und Mensch. Keiner macht freiwillig einen Schritt zurück. Das Material ist jetzt schon extrem schwierig zu fahren. Dann wird auch noch die Pistenpräparierung immer aggressiver. Das ist ziemlich am Limit. Und da sind die Muskeln, die Knie dann schon extrem gefordert. Aber man sollte nicht davon sprechen, dass der Sport immer gefährlicher wird. Denn das stimmt nicht. Denn Stürze hat es immer schon geben. In meiner Zeit sogar noch Todesfälle, da war die Sicherheit an der Strecke noch nicht so weit.
Ihre Karriere als Sänger begann im Jahr 1994. Zig Charterfolge, ausverkaufte Tourneen usw. sind bislang gefolgt. Wollten Sie damals überhaupt auf die Bühne, oder wurden Sie da von anderen dazu überredet?
Das alles war ein großer Zufall. Ich war einfach am richtigen Zeitpunkt mit den richtigen Menschen am richtigen Ort. Aber man muss dazu auch bereit sein, den Schritt auf die Bühne machen. Ich habe ja zunächst mit „Du hast mich heut’ noch nicht geküsst“ nur ein Lied gehabt. Das war’s. Dann hatte ich einen Auftritt im Musikantenstadl bei Karl Moik. Das war die Initialzündung. Dann wollte man, dass ich auf Tournee gehe, was ich mir anfangs nicht vorstellen konnte. Mit welchen Liedern auch? Dann ist der Jack White immer wieder mit neuen Songs gekommen. Ich bin nicht mehr ausgekommen.
Sie haben in elf Filmen die Hauptrolle gespielt, seit 2012 allerdings nichts mehr gedreht. Gibt's Pläne?
Das Leben ist ja ein einziges Schauspiel. Jeder hat darin eine Rolle. Auch ich (lacht). Spaß beiseite: Beim Film kommt’s darauf an, wer's macht und auf die Rolle. Interesse hätte ich schon. Ich bin offen. Gott sei Dank muss ich nichts machen, was ich nicht machen mag.
Beim Bergdoktor könnte ich Sie mir gut vorstellen.
Aber nur als Assistent.
Nein, auch als Bergdoktor.
(lacht) Nein, der Hans Sigl macht seine Sache schon sehr gut.
Ein Song auf Ihrem neuen Album „Schön, dass es dich gibt“ heißt „Glaub an dich“. Haben Sie schon mal den Glauben an sich verloren?
Eigentlich nicht. Der Sport ist die beste Schule. Denn dort wechseln sich Erfolg und Niederlage sehr schnell ab. Heute oben, morgen unten. Mir persönlich hat das sehr viel geholfen, meine Persönlichkeit geprägt.
Welche Niederlage hat sie am meisten geschmerzt?
Sportlich gesehen sicherlich die Olympischen Spiele in Innsbruck 1976, weil ich da einer der großen Favoriten auf die Medaillen war. Aber ich konnte damals noch nicht so gut mit dem Druck umgehen, war nicht reif genug. Und habe dann die Rechnung präsentiert bekommen. Das war schon sehr heavy. Ich war voller Vorfreude, war gut in Form, habe aber leider eine Woche erwischt, wo nichts funktioniert hat, der Biorhythmus down war.
Sie wirken stets optimistisch. Woher nehmen Sie diese positive Energie?
Mein Motto lautet: Leben und leben lassen. Jeder hat seine Fehler, seine Wehwehchen. Es gibt gute Leute und weniger gute Leute. Es gilt immer, den Blick nach vorne zu richten. Einfach das Beste aus der Situation machen. Immer zuversichtlich bleiben und nicht herumjammern: Bleib anständig, bleib ehrlich, damit fährst du ganz gut im Leben.
TV
In „Hansi Hinterseer – Willkommen in meinem Leben“ (um 21.15 auf ServusTV) blickt Hansi Hinterseer auf sein Leben zurück und lässt seinen Weg vom Bergbauernbub zum Star mit Archivmaterial Revue passieren. Zu Wort kommen auch Weggefährten und Bühnenkollegen wie Hanni und Harti Weirather, Annemarie Moser-Pröll, DJ Ötzi, Melissa Naschenweng. Auch der ORF lässt sich den „70er“ nicht ganz entgehen. Am 3. 2. zeigt man zwei Hinterseer-Filme: „Da wo die Heimat ist“ (2003) und „Da wo die Herzen schlagen“ (2004). Am 17. 2. um 20.15 in ORF2 wird Hinterseer bei„Schlager-Spaß mit Andy Borg“ auftreten.
Seit 1954
Zwischenbilanz eines (Berufs)-Lebens: Sechs Siege im Ski-Weltcup, eine WM-Silbermedaille, Gewinner des Riesenslalomweltcups, Dritter im Gesamt- und Slalomweltcup, zweimaliger Profi-Weltmeister, zigfach Gold- und Platinschallplatten, ausverkaufte Tourneen und Schauspieler.
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