Kippstangen hatte man 1974 noch nicht gekannt. Hinterseer war mit 2,06 Meter-Latten durch den Bambusstangen-Wald gekurvt und mit zwei Laufbestzeiten Slalomsieger vor Hansi Kniewasser ( 2012) und Gustav Thöni geworden.
Heute schnallt die Slalomweltelite längst 40 Zentimeter kürzere taillierte Skier an. Hinterseer bevorzugt 1,86er. „Ich fahre nur noch zum Genuss.“ Ein Genuss ist’s auch, dem bald 70-jährigen, zweifachen Opa bei dessen eleganten Schwüngen zuzusehen.
Geheimnis seiner Fitness war nebst solidem Lebenswandel, dass er selbst an Tagen abendlicher Auftritte Körper und Geist mit Übungen stählte. „Das tägliche Training hat sich bei mir aufg’hört.“ Dennoch gleicht er immer noch einem vor Elan strotzenden Berufsjugendlichen.
Rückkehr auf die Seidlalm
Ehe der große Hahnenkamm-Rummel beginnt, ist Hinterseer Montag Gast bei einer Servus-TV-Sondersendung von der Seidlalm. Dort, wo er bei seiner Großmutter aufgewachsen und mit den Brettln zur Schule gefahren war, wird er auch eine neue CD präsentieren.
Hinterseer und sein Produzent, dem er seit 30 Jahren vertraut, setzen weiter auf leichte Kost. Auf Melodien in Dur und einfache Texte, die nicht jedermanns Geschmack sind. Doch wenn er einsame Herzen den Alltag vergessen lässt und ihm Rollstuhlfahrerinnen bei Konzerten dankbar zuwinken, dann hat er mit seiner Musi doch viel richtig gemacht in seiner zweiten Karriere. Die Erste indes war von Misstönen begleitet gewesen.
Olympia in Innsbruck wurde für den körperlich wie seelisch (gescheiterte erste Ehe) angeschlagenen Hansi zum Flop. Bald danach herrschte eine bis heute andauernde Funkstille zwischen ihm und seinem mittlerweile 91-jährigen Olympiasiegervater Ernst Hinterseer, der als Trainer den Hansi am Weg nach oben noch so forciert hatte. Der Ski-Wunderknabe verabschiedete sich in einem Alter aus dem Weltcup, in dem später Hermann Maier erst einsteigen durfte.
„Ich habe damals auch viel falsch gemacht“, sagt er heute.
Ist Hansi nicht gerade unterwegs, zieht’s den Naturliebhaber oft in den Auracher Wildpark. Deren Leiterin wunderte sich nicht nur ein Mal über ihren Lieblingsgast, zumal dem sogar der scheueste Hirsch zulaufe.
Von den großen Tieren Kitzbühels, sprich von Entscheidungsträgern in der Stadt am geschwollenen Kamm, fühlt sich HH nicht so gewollt. Weshalb er im Gegensatz zu Schlager-Kollegen auch 2024 nicht auftreten wird in Kitz.
Die neue Saison startet er singend in Kopenhagen.
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