Hamburgs "Elbjazz" wird zum Hit

Hamburgs "Elbjazz" wird zum Hit
50 Konzerte, 10 Spielorte und 15.000 Besucher bei einer der wichtigsten deutschen Jazz-Veranstaltungen.

Zwischen den Riesenkränen der Werft gegenüber der Hamburger City, direkt neben der Wohnblock-hohen "Queen Elisabeth" im Dock, steigt die Stimmung. Erst gegen 21 Uhr sinkt die Sonne hinter der Bühne, wo Alt-Star-Trompeter Hugh Masekela aus Südafrika fast zu routiniert bläst. "Große Namen und große Entdeckungen" ist das Motto von Elbjazz.

Deshalb warten am Werftgelände noch zwei Bühnen – und in der City sieben weitere mit weniger kommerziellem Jazz. Etwa der schwedischen Avantgardeband "Tonbruket", deren Bassist als Neuerer des Genres gilt, der Norwegerin Rebekka Bakken u.v.a. Und später bringt US-Star Dianne Reeves doch noch echtes Jazzrock-Feeling auf die Hauptbühne.

Dessen Höhepunkt am ganzen Festival ist am zweiten Abend der derzeit wichtigste Jazzsänger: Gregory Porter. Nach heftigem Unwetter, das sogar die Barkassen-Zubringer über die Elbe stilllegt, begeistert der Bariton mit der Ohrenkappe 5000 Fans. 2011 hatte er hier als Newcomer nur 80. Jetzt bleiben für die folgende Fusion-Band Snarky Puppy noch 2000 übrig, bis zwei Uhr Früh.

Selbstfinanziert

Elbjazz vom letzten Wochenende war erst das fünfte. Und gehört doch schon zu den wichtigsten deutschen Jazzfestivals. Spektakulär ist es auch durch die Finanzierung: Nur ein Zehntel kommt vom Steuerzahler, Besucher und Sponsoren zahlen in Hamburger Bürgertradition selbst. Beim Jazzfest der Subventionshauptstadt Berlin ist es fast umgekehrt – für nur halb so viele Besucher.

Britische Kritiker zählen Elbjazz schon zu den wichtigen Festivals in Europa: Die lässige Location schafft Stimmung, die Breite bildet die ausfransende internationale Szene sehr gut ab. Das nahe Skandinavien ist gut vertreten, auch mit seinen Fans.

Elbjazz war auch ein Höhepunkt des ersten "Musikfestes Hamburg" . Der Wiener Christoph Lieben-Seutter, der seit 2007 als Intendant Hamburgs vitales Klassik-Musikleben aufmischt, hat es für die fünf Wochen bis Mitte Juni mit vielen hochkarätigen Gästen aufgepeppt.

Im österreichischen Beitrag riss am Wochenende Perkussionist Martin Grubinger mit der Camerata Academica den Traditionssaal Laeiszhalle zu Ovationen hin. Von den Wiener Festwochen kommt noch exklusiv die Erfolgsproduktion "Bluthaus".

Im Frühjahr 2017 will Lieben-Seutter, so hofft auch er, endlich die Elbphilharmonie bespielen, das neue Symbol der Stadt, das bisher nur für Bauzeit- und Kostenexplosion steht. Er wird das auch gleich mit Elbjazz Nr. 8 tun.

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