Gute Haltungsnoten für Christoph & Lollo

Christoph & Lollo kehren zu ihren Wurzeln, ihren „Schispringerliedern“ zurück
Die Kabarettisten und Liedermacher Christoph & Lollo widmen sich auf einer Tour wieder ihren (alten) Liedern über Kazuyoshi Funaki, Ari-Pekka Nikkola, František Jež & Co.

Wien Mitte der 1990er-Jahre. Während Kruder & Dorfmeister gerade mit ihrem Down-beat die Welt erobern, haben zwei schmächtige Bubis namens Christoph und Lollo ihren eigenen Spaß und nehmen das Lied „Lebkuchenherz“ auf, eine Ballade über den tschechischen Skispringer František Jež. Sie schickten dieses Lied an Christoph Grissemann und Dirk Stermann, die beim damals gerade gegründeten Radiosender FM4 den „Salon Helga“ moderierten. Die beiden hatten „on air“ ihre Freude damit und motivierten Christoph & Lollo zu ihrem Debüt „Schispringerlieder“. Es folgten zahlreiche Auftritte und zwei weitere Skispringerlieder-Alben.

KURIER: 1999 wurde „Schispringerlieder“ mit Songs wie „Funaki“ und „Mika, du Saufkopf, hast du wieder verloren?“ veröffentlicht. Das Album wurde ein Hit, die Songs auf FM4 rauf und runter gespielt. Wie habt ihr diese Zeit in Erinnerung?

Christoph: Wer sich an die Zeit der Schispringerlieder-Konzerte erinnern kann, hat sie nicht erlebt!

Ihr wart mit euren „Schispringerliedern“ auch lange Zeit erfolgreich unterwegs. Wann wurde es euch zu viel damit? Beziehungsweise: Wie schwer war es, sich von diesem Label zu lösen?

Lollo: Dazu muss man wissen, dass der durchschnittliche Schispringerlieder-Konzertbesucher ein sehr junger, sehr lauter, sehr unaufmerksamer, armer Punker ist und wir uns deshalb nach Veränderung sehnten. Wir haben recherchiert und herausgefunden, dass es eine Kunstform namens Kabarett gibt, wo die Besucher alt, schweigsam und reich sind. Der Übergang war dann schnell und geschmeidig. 2022 heißt es aber: Back to the roots!

Gute Haltungsnoten für Christoph & Lollo

1997 in Wien: Christoph Drexler und Lorenz „Lollo“ Pichler 

Die Songs sind einerseits lustig, andererseits traurig. Hatte man beim Schreiben Mitleid mit diesen Sportlern, die ja teilweise nur aus Haut und Knochen bestehen dürfen, um weit zu fliegen?

Lollo: Als erfolgreiche Geschäftsmänner durften wir uns nicht durch Sentimentalitäten von unserem Businessplan ablenken lassen. Da sind Schröcksnadel, Musk, Bezos und wir auf einer Linie.

Gab es damals eigentlich Aufregung bzw. Kritik vonseiten der in den Songs erwähnten Skispringern? Hat sich da jemand bei euch – etwa Kazuyoshi Funaki oder František Jež? – gemeldet?

Christoph: Toni Innauer hat damals gemeint (wir zitieren): „Ich hoffe, dass die Sportler diese Platte nie hören. Denen haut’s sonst das Heu von der Bühne.“ Dem haben wir nichts hinzuzufügen.

Lange Zeit wolltet ihr die Lieder bei Auftritten nicht mehr spielen, warum kehrt ihr damit auf die Bühne zurück?

Christoph: Weil wir es können! Wer sollte es denn sonst tun? Das Schispringerlied muss erhalten und gemäß der UNESCO-Konvention über den Schutz und die Förderung der Vielfalt kultureller Ausdrucksformen gepflegt werden, vorzugsweise mittels historischer Aufführungspraxis.

Eure Texte sind gerne politisch, wie oft meldet sich da ein Anwalt bei euch?

Lollo: Bei uns gemeldet hat sich noch keiner. Aber Karl-Heinz Grassers Anwalt, Manfred Ainedter, hat einmal, ohne uns zu fragen, einen unserer Texte vor Gericht aufgesagt, er hat uns quasi gecovert. In unserer Branche ist es eigentlich üblich, in so einem Fall Tantiemen zu zahlen, darauf warten wir in dem Fall aber bis heute. Herr Ainedter: Wenn Sie das lesen, melden Sie sich bitte!

Wie sehr spielt bei euch das Wienerische, die Heurigen-Musik-Tradition eine Rolle?

Lollo: Am Anfang unserer Karriere herrschte in der Fangemeinde großes Rätselraten bezüglich unserer Herkunft. Manche hielten uns für Deutsche, andere für Tiroler. Es scheint also keine Rolle gespielt zu haben.

Was wäre Christoph ohne Lollo und vice versa?

Christoph: Ohne einander wären wir vermutlich Pizzera und Speer.

Ihr seid seit über 25 Jahren auf österreichischen Bühnen unterwegs. Was hat sich verändert?

Lollo: Früher pflegten wir unsere Jacken in den Backstageraum zu legen, damit sie nach dem Konzert nicht so nach Zigarettenrauch stinken. Mittlerweile ist es ja, wenn überhaupt, dann nur noch im Backstage verraucht. Deshalb legen wir unsere Jacken heutzutage im Zweifel lieber auf die Bühne.

Wiener Liedermacher-Duo: Christoph Drexler und Lorenz „Lollo“ Pichler haben als Christoph & Lollo  im Jahr  1999  mit „Schispringerlieder“ eine Kult-Platte veröffentlicht: Zehn lustige wie traurige Balladen über mehr oder weniger prominente Vertreter der nordischen Disziplin.  Auf den danach folgenden Alben „Mehr Schispringerlieder“  und „Schispringerlieder 3“ wurden dann noch weitere Skispringer besungen. Christoph & Lollo sind nun mit ihren „Schispringerliedern“ wieder auf Tour.  Start ist am 11. November  im Stadtsaal Wien. 
www.christophundlollo.com

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