Gunkl-Premiere: Paarhufer, Paviane, Philosophie und Plexiglas

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Kabarett-Premieren sind in Corona-Zeiten nicht gerade alltäglich. Günther Paal präsentierte sein neues Programm "So und anders" im gut gefüllten Wiener Stadtsaal.

Günther Paal hält Sprache für überschätzt. Das geht zumindest aus seinem dreizehnten Solo-Programm „So und anders - eine abendfüllende Abschweifung“ hervor.

Es beginnt mit dem Satz "Man sollte ab und zu einen Briefträger verprügeln“. Oder besser gesagt: Paal diskutiert mit sich selbst, ob dieser Satz ein glücklich gewählter Beginn für ein Kabarettprogramm sei. Der Satz taugt zumindest zur Beschreibung des Problems, dass im Laufe der Geschichte Überbringer von Botschaften gern für schlechte Nachrichten zur Rechenschaft gezogen wurden. Weswegen es für Sendboten zumindest im Sinne der Vollständigkeit angezeigt gewesen sei, die gute Nachricht vor der allfälligen schlechten loszuwerden.

Paal ist aber total dagegen, Medium und Botschaft miteinander zu verwechseln. „Der Überbringer soll sich nicht so wichtig nehmen“, sagt er. Am zu übermittelnden Faktum ändere die Form der Übermittlung nichts.

Kein Schnickschnack

Paal hält auch jeglichen Bühnen-Schnickschack für überschätzt. Die rote Hose, die Paal bei der Premiere im Wiener Stadtsaal unterm dunkelgrauen Polo trägt, geht da schon fast als Special-Effect durch. Gegangen wird auch nicht. Wie auf dem Bühnenboden festgetackert, unterstützt Paal seine gedrechselten Schachtelsätze und mit der charakteristischen Bassstimme vorgetragenen Wortkaskaden allein durch seine intensive Gestik.

Der albern klingende Bühnenname „Gunkl“ mag auf eine Kunstfigur hindeuten, wirkt aber seit jeher als kurioser Kontrast zum philosophischen Gehalt der Paalschen Betrachtungen. Mit den ausgefeilten Botschaften des „Experten für eh alles“ hat er wenig zu tun.

Und doch ist das immer wieder ausgesprochen lustig. Der verschrobene Witz entsteht durch kontrastierend eingesetzte, mitunter deftige Dialekt-Formulierungen, skurrile Gedankengänge und sinnige Sprachbilder.

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