Grazer Kunsthaus verschenkte die Hälfte der Eintrittskarten

Kunsthaus Graz, the art museum of the city also known
Der steirische Landesrechnungshof prüfte das im Kulturhauptstadt 2003 eröffnete Kunsthaus - und kam zu ernüchternden Fakten

Als Wahrzeichen der Kulturhauptstadt 2003 wurde in Graz ein eigenartiges Kunsthaus hochgezogen: die riesige blaue Blase am Ufer der Mur. Schon damals munkelte man, dass bei der Finanzierung einiges intransparent gelaufen sei. Mit einer Verspätung von zwei Jahrzehnten bestätigt dies nun der steirische Landesrechnungshof. 

Ende 1999 wurde eine Gesamtkostenobergrenze (damals 600 Millionen Schilling) und eine Drittelfinanzierung – Land Steiermark, Bund, Stadt Graz – vereinbart. Doch eine direkte Finanzierung des Bundes kam nicht zustande, stattdessen wurde, wie der LRH schreibt, „ein intransparentes Konstrukt aus Anteilstransaktionen zwischen diversen Unternehmensbeteiligungen der drei Gebietskörperschaften gewählt“. Dies hatte gravierende Nachteile für das Land.

Eklatanter Besucherrückgang

Der aus Graz gebürtige Galerist Peter Pakesch war ab 2003 nicht nur künstlerischer Leiter sowie gemeinsam mit Wolfgang Muchitsch Geschäftsführer des Landesmuseums Joanneum, sondern gleichzeitig auch des angegliederten Kunsthauses, das von Land und Stadt gemeinsam betrieben wurde. Mehrfach merkten Journalisten in der Vergangenheit an, dass die Besucherzahlen ab 2004 eklatant zurückgegangen sein mussten. Dies wurde gerne in Abrede gestellt.

Der Landesrechnungshof lieferte nun die ernüchternden Zahlen: Im Jahr 2004 zählte man 118.102 Besucher, im darauffolgenden Jahr nur mehr 81.017. Im Jahr 2012 wurde schließlich der Tiefpunkt mit 51.482 Besuchern erreicht. Unmittelbar davor, 2011, gab Pakesch die Leitung des Kunsthauses auf. 

Seither ging es wieder leicht bergauf: Im Jahr 2019 hatte das Kunsthaus 78.407 Besucher. Allerdings war diese Zahl teuer erkauft: Die „Trendwende“ wurde mit dem großzügigen Verschenken von Eintrittskarten erreicht. Rund die Hälfte der Karten wurde laut Landesrechnungshof gratis ausgegeben, nur rund 15 Prozent der Besucher zahlten den vollen Preis. 

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