Grafenegg: Wiener Ballspiele der Superlative

Grafenegg: Wiener Ballspiele der Superlative
Rudolf Buchbinder bat in Grafenegg philharmonische Freunde zum Musizieren. Ein Fest, Gaststar inklusive.

Das erste Wochenende des Musik-Festivals Grafenegg ist zu Ende. Und Intendant Rudolf Buchbinder kann stolz sein. Stolz auf die von ihm engagierten Künstler, und stolz auf seine eigene Leistung. Denn der Starpianist lud einige Mitglieder der Wiener Philharmoniker ein, um mit ihm gemeinsam Kammermusik zu spielen. Das Publikum im Auditorium jubelte, denn es hatte eine Sternstunde erlebt. Samt Tenor Michael Schade als unangekündigtem Gaststar.

Vollendete Harmonie

Aber der Reihe nach: Buchbinder am Klavier, Volkhard Steude an der Violine, Holger Groh ebenfalls an der Geige, Tobias Lea (Viola), Franz Bartolomey am Cello sowie Christoph Wimmer (nach der Pause statt Groh) am Kontrabass harmonieren grandios. Die philharmonischen Musiker und der Ausnahmepianist werfen einander die melodischen, die rhythmischen und auch die emotionalen Bälle förmlich zu, jonglieren virtuos mit einem Werk wie Antonin Dvoráks Klavierquintett (op. 81).

Da sind Phrasen, Nuancen und Details zu hören, die man sonst nicht serviert bekommt. In dieser Konstellation aber entwickelt Dvorák eine unwiderstehliche Sogwirkung. Und wenn ein Musiker aus lauter Spielfreude einen kurzen Ausreißer wagt – die Kollegen fangen ihn ganz schnell wieder ein.

Man hört: Hier musizieren Freunde miteinander, die einander perfekt verstehen, die auch ein nur scheinbar abgedroschenes Stück wie Franz Schuberts "Forellenquintett" zu einem völlig neuen Hörerlebnis machen. Da stimmt alles, da gibt der legendäre (und so geliebte) Wiener Klang den Ton an.

Purer Luxus

Wenn dann noch Michael Schade auf der Bühne erscheint und die "Forelle" mit all seinem tenoralem Schmelz besingt, ist die Welt mehr als in Ordnung. Konzertmeister Steude betätigte sich in diesem Abschnitt als Seitenumblätterer; Schade übernahm diese Funktion im Finale. Purer Luxus, der unendlich kostbar ist.

KURIER-Wertung: ***** von *****

Das weitere Programm: Starparade seriöser Künstler

Weiter geht das Grafenegg-Festival am Mittwoch (29. 8.) mit einem Liederabend von Thomas Hampson. Es folgen die Gastspiele des London Philharmonic Orchestra mit Dirigent Vladimir Jurowski und Cellist Truls Mørk (30. 8.) und des Rotterdam Philharmonic Orchestra (31. 8.) mit Yannick Nézét-Séguin am Pult und Rudolf Buchbinder am Klavier.

Am 1. 9. realisieren die Tonkünstler Griegs "Peer Gynt" mit Dirigent Michael Schønwandt und Nicholas Ofczarek als Sprecher (Peer Gynt). Es singen: Miah Persson, Anna Larsson, Morten Frank Larsen und die Wiener Singakademie.

Danach (2. 9.) kommt das Cleveland Orchestra mit Franz Welser-Möst); am 5. 9. ist das Gewandhausorchester Leipzig mit Riccardo Chailly und Geiger Nikolaj Znaider zu Gast. Am 7. 9. ist das London Symphony Orchestra mit Dirigent Michael Tilson Thomas und Pianist Emanuel Ax zu hören.

Christian Thielemann leitet die Staatskapelle Dresden am 8. 9.; zum Finale am 9. 9. spielen die Tonkünstler unter der Leitung von James MacMillan.

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