Grafenegg: Wenn Improvisation viel, die Musik und ihre Botschaften aber alles ist

Rudolf Buchbinder, Festival Strings Lucerne und Schoenberg Chor.

Wer in Zeiten einer Pandemie Intendant eines international überaus renommierten Festivals ist, hat es nicht unbedingt leicht. Absagen (aufgrund von Reisebeschränkungen) oder Auftrittsverbote (aufgrund eines Corona-Falles) stehen leider auf der Tagesordnung. Doch in Grafenegg löst Ausnahmepianist Rudolf Buchbinder all diese Probleme famos.

Ja, es gab zur Festival-Eröffnung Giuseppe Verdis „Requiem“ ohne Chor – gewöhnungsbedürftig. Am zweiten Wochenende konnte die Pianistin Hélène Grimaud nicht an den Wolkenturm kommen. Für sie sprang ihr Kollege Jan Lisiecki ein. Und bei Rudolf Buchbinders eigenem Konzert musste kurzfristig das Orchester getauscht werden. Denn auch das angesetzte „The State Academic Symphony Orchestra Evgeny Svetlanov“ fiel den Pandemie-Bestimmungen zum Opfer. Also Improvisation pur, allerdings diesmal mit Chor.

Musikalisch-historische Reise

Im Einsatz: Die Festival Strings Lucerne mit dem exzellenten Konzertmeister Daniel Dodds an der Spitze, der gewohnt hinreißende Arnold Schoenberg Chor (Einstudierung: Erwin Ortner) und Rudolf Buchbinder am Klavier und auch als Dirigent, die mit Haydn, Mozart und Beethoven für ein Konzerterlebnis der Extraklasse sorgten.

Denn es war eine musikalisch-historische Reise, zu der Buchbinder einlud. Zuerst Joseph Haydns „Konzert für Klavier und Orchester in D-Dur“ (Hob. XVIII: 11) als vollendet realisierter Wegweiser zu Wolfgang Amadeus Mozarts brillant gestaltetem „Konzert für Klavier und Orchester in C-Dur“ (KV 467) hin zu Ludwig van Beethovens „Fantasie für Klavier, Chor und Orchester“ (op. 80) – drei Meisterwerke, die Rudolf Buchbinder, das Orchester und der Chor sensationell interpretierten. Wobei vor allem Buchbinders Beethoven (wieder einmal) neue Maßstäbe setzte.

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