Schönberg, dessen Geburtstag vor 125 Jahren heuer begangen wird, und Gershwin, schätzten einander und kannten einander persönlich. Noch heute hängen im Haus von Schönberg in Los Angeles, das dessen Nachkommen bewohnen, Fotos der beiden, die zeigen, wie sie miteinander Tennis spielen. Schönberg hat sogar Skizzen gemacht, wie das perfekte Tennismatch abzulaufen habe und wie er den Sieg davontragen könne, der Autor dieser Zeilen durfte sie im Haus in L. A. selbst sehen. Die nun in Grafenegg gespielten Werke entstanden allerdings lange davor.
Heimlicher Jazzer
Das Gershwin-Klavierkonzert: Ein ideales Stück für den Pianisten Rudolf Buchbinder, der die Erfolgsgeschichte Grafeneggs als Intendant verantwortet. Es zählt zu den häufigsten von ihm aufgeführten Werken, unter Lorin Maazel und dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks hat er damit Triumph gefeiert, nun spielt er es mit dem Tonkünstler-Orchester unter dem Chefdirigenten Yutaka Sado. In den Händen von Buchbinder, der immer auch ein heimlicher Jazzer war, groovt dieses Werk, faszinierende Rhythmen treffen auf klassischen Anspruch und amerikanische Folklore. Leider macht das Orchester nicht immer mit bei den meisterhaften Ritardandi, den Verzögerungen, den sanften Jazz-Anklängen. Sado ist da nur ein Verwalter, der froh sein kann, wenn er das einigermaßen übersteht.
Nach der Pause fühlt er sich hörbar sicherer bei „Pelleas und Melisande“, wie Debussys Oper nach Maurice Maeterlincks Drama entstanden. Schönberg reizt in diesem Stück die Grenzen der Tonalität zwar schon aus, bleibt aber dennoch den vorbildhaften Tondichtungen von Richard Strauss verbunden und ist in lyrischen Momenten gar nicht so weit von Mahler entfernt. Die Tonkünstler – schön die Streicher, gut das Blech, besonders gut die Solo-Oboe – bewältigen die anspruchsvolle Partitur achtbar. Dennoch freut man sich auf einen Neustart 2025 mit dem künftigen Chef Fabien Gabel, einem Experten für genau dieses Fach.
Kommentare