Den Auftakt aber machte ein Klassiker der Operette: Franz Lehárs 1909 uraufgeführtes Werk „Der Graf von Luxemburg“, das der Komponist selbst als „Schmarrn“ bezeichnet hat. Doch diese Äußerung war wohl eher einer gewissen kokettiere geschuldet, hat Lehár doch darin einige seiner schönsten Melodien und größten Hits (z. B.: „Bist du’ s, lachendes Glück“ oder „Sie geht links, er geht rechts“) hinein gepackt.
Sehr französisch
Also Operettenseligkeit pur in Baden? Ja und nein. Denn Regisseur Thomas Smolej versucht sich auch an Ironie, will die Handlung etwas brechen. Und so kann sich in einer Art Toulouse-Lautrec-Bühnenbild inklusive großer schwarzer Katze als Synonym für das Etablissement „Le Chat Noir“ (Marcus Ganser) die Handlung gut entfalten. Denn im Paris um 1900 geht René, der verarmte Graf von Luxemburg, ein Geschäft mit dem tölpelhaften älteren Fürsten Basil Basilowitsch ein. Gegen Geld soll René eine ihm unbekannte Frau, die Künstlerin Angèle Didier, heiraten. Sie bekommt dafür seinen Titel, nach der baldigen Scheidung könnte der Fürst die nun standesgemäße Angèle ehelichen. Doch es kommt, wie es kommen muss: Angèle und René verlieben sich unbekannterweise ineinander; nach vielen Irrungen kommt es zu einem Happy End. Auch ein „zweites Paar“ wird letztlich glücklich, und der Fürst muss ein anderes Eheversprechen einhalten.
Smolej setzt das sicher in Szene, der Spagat zwischen Bohème-Flair und Überhöhung will aber nicht immer ganz gelingen. Egal, denn die Optik (Kostüme: Ágnes Hamvas, Choreografie: Daniel Deik) stimmt, die Besetzung überzeugt. So gibt Iurie Ciobanu mit höhensicherem Tenor einen sehr guten René, so ist Sopranistin Sieglinde Feldhofer eine vokal wie darstellerisch einnehmende Angèle.
Das „Buffo-Paar“ ist bei Thomas Zisterer und Claudia Goebl bestens aufgehoben; als Fürst darf Roman Frankl sein komödiantisches Talent voll ausspielen. Als Dea-ex-machina wirkt Marika Lichter nebst einem starken Ensemble kurz mit. Dirigent Marius Burkert wiederum bringt das Orchester und den Chor der Bühne Baden gut zum Klingen. Lehárs Hits sind bei ihm in besten Händen. Die Feuertaufe im neuen „Schmuckkästchen“ wurde bestens bestanden.
Peter Jarolin
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