Gott im Exklusivinterview

Gott im Exklusivinterview
Existenzielle Fragen in heiterem Gewande.

„Wahrlich kann man diese Welt des 21. Jahrhunderts nur mit einer Portion Spott und Ironie ertragen, so wie Theodor Much dies in seinen Geschichten vormacht“, schreibt der Journalist Richard Chaim Schneider in seinem Vorwort. Der darin angesprochene Autor, Theodor Much, 1942 in Tel Aviv geboren, Arzt am Hanusch-Krankenhaus und ehemaliger Präsident der liberalen jüdischen Gemeinde Or Chadasch, hat in diesem Sinne einen Band mit „satirisch-utopischen Essays“ vorgelegt, die höchst vergnüglich zu lesen sind.

Schon der titelgebende Text – „Ein Interview mit Gott“ – gibt Zeugnis von der „urjüdischen Waffe: des Humors und der Selbstironie“ (Schneider). So ein Interview ist ja nichts Alltägliches. Schon die Kontaktaufnahme gestaltet sich schwierig. Der Sekretär, Petrus, ist überarbeitet, der Chef ward schon lange nicht mehr im Himmel gesehen, dementsprechend versucht Petrus, Much abzuwimmeln. Schließlich aber kommt es doch zum Interviewtermin, natürlich auf dem Berg Sinai (wo sonst?), und unter strengen Auflagen: keine technischen Hilfsmittel, kein direkter Gesichtskontakt (außer Mose hat niemand Gott geschaut), nur drei Fragen (himmlische Message control, könnte man sagen).

Freilich, in all dem stecken durchaus ernste Fragen, wie etwa jene der Theodizee (wie kann ein guter Gott das Böse zulassen?). Auf diese Frage antwortet Gott denn auch sehr ausführlich: Erst die Dualitäten – wie gut-böse, Licht-Schatten, Geburt-Tod – und der freie Wille machten das menschliche Leben lebenswert. Gottes Fazit: Much möge angesichts des Leids nicht fragen: „Wo war hier Gott? Frage vielmehr: Wo ist der Mensch geblieben?“

Gott im Exklusivinterview

Theodor Much: „Ein Interview mit Gott“, Alibri, 199 Seiten, 14 Euro

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