Viele der Filme, die Preise abräumen werden, sind künstlerisch hochwertig, dem Publikum aber ziemlich egal gewesen. Und im Streaming herrscht Sparstift und Abgesang auf das Goldene Zeitalter des Fernsehens.
Was nicht heißt, dass nicht künstlerisch Wertvolles auszuzeichnen wäre. Es heißt aber, dass für das Publikum die Preise weiter an Bedeutung verlieren – denn es wird vieles ausgezeichnet, das wenige sehen. So war die Serie „Shogun“ mit vier Preisen, darunter die beiden Hauptdarstellerpreise, der große Gewinner in den Fernsehkategorien. Die Serie ist ein fantastisches Erzähl- und Historienstück, das schon 2024 bei den Emmys der große Gewinner war und in der Öffentlichkeit trotz allem weitestgehend unter der Wahrnehmungsschwelle blieb.
„The Bear“, viel gelobte Kochserie, wiederum wurde zum dritten Mal in Folge ausgezeichnet, diesmal mit dem Schauspielerpreis für Jeremy Allen White – mittlerweile eine Routineübung, die zeigt, wie wenig herausragendes Neues die Streamingbranche inzwischen zu bieten hat.
Immerhin: Der Überraschungshit „Rentier Baby“ wurde als beste limitierte Serie und für die beste Nebendarstellerin ausgezeichnet.
Und das Diktum, das bei Streaming-Auszeichnungen bekannte Filmdarsteller im Vorteil sind, bewahrheitete sich gleich zwei Mal: Jodie Foster erhielt einen Globe für „True Detective“, Colin Farrell für „The Penguin“.
Oscar-Stoff
Bei den Filmen konzentrierte sich die Preise auf jene Ware, die Oscar-Chancen hat (die Globes wollen immerhin Jahr für Jahr die ersten Vorboten für den Goldbuben sein). Den Hauptpreis als bestes Filmdrama holte „The Brutalist“, eine jüdisch-amerikanische Emigrationsgeschichte mit Adrien Brody, der auch gleich den diesbezüglichen Hauptdarstellerpreis erhielt. Brady Corbets Film wurde im Wettbewerb von Venedig schon hoch gelobt. „Niemand wollte einen dreieinhalbstündigen Film über einen Designer aus der Mitte des Jahrhunderts sehen, aber es funktioniert“, sagte Corbet. In der Musical/Komödien-Kategorie und auch beim besten nicht-englischsprachigen Film wiederum gewann „Emilia Pérez“, die ungewöhnliche Geschichte vom gewalttätigen Drogenboss, der eine Transition zur wohltätigen Frau durchmacht.
Überraschungen gab es nicht zuletzt dort, wo etwas nicht ausgezeichnet wurde. Cannes-Gewinner „Anora“, immerhin fünf Mal nominiert, ging völlig leer aus. Auch „Konklave“ des österreichisch-schweizerischen, in Deutschland geborenen Regisseurs Edward Berger blieb mit einem Preis (für das Drehbuch) unter den Erwartungen. Und auch in der Kategorie Hauptdarstellerin Drama gab es eine ordentliche Überraschung: Fernanda Torres („I’m Still Here“) setzte sich gegen Pamela Anderson, Angelina Jolie, Nicole Kidman, Tilda Swinton und Kate Winslet durch.
Dafür gewann Demi Moore für „The Substance“ einen Globe – und berührte mit ihrer Dankesrede: Sie sprach über die Schwierigkeiten ihrer 30-jährigen Karriere, über all die Zeiten, in denen man sich „nicht klug genug, nicht schön genug, nicht schlank genug“ fühlt. Sie habe das Drehbuch zu dem Film am Tiefpunkt ihrer Karriere erhalten. Sie sei als „Popcorn-Schauspielerin“ bezeichnet worden: „Ich habe es geglaubt und es hat mich mit der Zeit zerstört.“
Kein Erfolg
Mit Erfolgsfilmen tun sich die Globes anhaltend schwer. „Wicked“, das größte Kinoevent 2024, erhielt den neuen Mitmachpreis der Globes, jenen, der die Leistung an der Kinokassa auszeichnet, ein Preis, den man einem Publikumslieblingsfilm gibt, den man sonst nicht auszeichnen mag.
Das hat „Barbie“-Vibes: Auch der Film war ein Renner beim Publikum und wurde in der letzten Preissaison zu wenig gewürdigt. Und in der Animationskategorie ging der lukrativste Film 2024 leer aus: „Flow“ setzte sich gegen „Inside Out 2“ durch.
Kommentare