Gogol Bordello: Abgedrehter Gypsy-Punk

Gogol Bordello: Abgedrehter Gypsy-Punk
Musikalische Finesse und zelebrierte Schamlosigkeit: Am 23. November gastieren Gogol Bordello im Wiener Gasometer.

Es gibt Konzerte, bei denen die Menschen freundlich mit dem Kopf wippen, sich selig anblicken, dem Liebsten ein Küsschen aufdrücken und schunkeln. Und dann gibt es Gigs wie die von Gogol Bordello, wo sich zappelnde Körper aneinander werfen, Stimmen bis zum Kehlkopfversagen grölen, Gitarrensaiten reißen und mindestens ein Mitglied der Band es für nötig erachtet, sich kopfüber in die dampfende Menge zu werfen.

Die wahnwitzigen Liveshows sind Markenzeichen der New Yorker Kombo rund um Frontmann Eugene Hütz. So bietet Gogol Bordello auf der Bühne – laut eigener Aussage – nicht nur Musik, sondern ebenso "Theater, Chaos und Hexerei". Passend dazu verschmilzt die Band Gypsy-Klänge und Elemente aus Punk sowie Dub zu fetzigen Haudrauf-Hymnen – ein einzigartiger Sound, mit dem Gogol Bordello 2007 der internationale Durchbruch gelang. Die Texte der ethnisch buntgemischten Truppe drehen sich dabei gerne um das Ferne, um Rucksackpacklust und Flucht vor Alltagsfrust.

Mit dem Umherziehen hat vor allem Sänger und Mastermind Eugene Hütz Erfahrung. So wurde Familie Hütz 1986 nach dem Atomunglück von Tschernobyl aus einem ukrainischen Dorf in die Karpaten evakuiert, kurz danach emigrierte der heute 41-Jährige über Polen, Ungarn, Österreich und Italien in die USA. Ebenso wie die Anleihen aus der Musik von Sinti und Roma, ist auch Eugene Hütz' breiter, slawischer Akzent eine Anspielung auf seine osteuropäische Heimat.

TIPP: Am 23. November gastieren Gogol Bordello im Wiener Gasometer, begleitet von der ebenfalls recht hemmungslosen Supportband Man Man. Es gibt noch Karten.

Übrigens: Wer sich nach der zelebrierten Absurdität einer Gogol-Bordello-Performance noch immer über den seltsamen Bandnamen wundert: Der leitet sich von Nikolai Gogol, einem psychotischen Poeten, und dem politisch korrekten Wort für Puff ab. Warum? Darum.

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