"Es ist vollbracht": Wagners "Ring“ in Erl höchst erfolgreich fertig geschmiedet
Bejubelte „Götterdämmerung“ bei den Tiroler Festspielen mit Klangpracht in einer intelligenten Inszenierung (Von Helmut Christian Mayer).
17.07.23, 14:27
"Es ist vollbracht“, notierte Richard Wagner, als er den „Ring des Nibelungen“ nach langjährigem Ringen vollendet hatte, jenes Endzeitdrama, das wohl eine einzigartige Stellung in der Geschichte des Musiktheaters einnimmt. Und obwohl die Aufführung des Bühnenfestspieles für jeden Veranstalter eine große, logistische Herausforderung darstellt und mit einem immensen Aufwand verbunden ist, vollenden jetzt die Tiroler Festspiele Erl mit der „Götterdämmerung“ musikalisch und szenisch höchst erfolgreich die Tetralogie.
Dafür sorgt einmal mehr das Orchester der Tiroler Festspiele Erl unter Erik Nielsen mit klangvoller Schönheit, Subtilität, kammermusikalischer Transparenz aber auch hochdramatischen, spannungsgeladenen Ausbrüchen.
Präsenz und Kraft
Dafür sorgt aber auch das gut hörbare und überwiegend textverständliche Sängerensemble, das mangels anderer Möglichkeiten im Passionsspielhaus vor dem Orchester agiert: Christiane Libor singt die Brünnhilde mit Präsenz und Kraft.
Vincent Wolfsteiner bewältigt die diffizile Partie des Siegfried mit allen Höhen und vielen Farben. Robert Pomakov ist ein schlimmer und stimmlich machtvoller Hagen, der hier ziemlich in den Mittelpunkt gestellt wird. Craig Colclough beobachtet als Alberich immer wieder das Geschehen. Leider versteht man ihn kaum.
Irina Simmes singt die Gutrune einnehmend schön. Manuel Walser ist ein blasser und als eitler und schwacher Gunther gezeichnet. Zanda Švēde singt die Waltraute ideal.
Gut sind auch die Nornen, die Rheintöchter sowie der hauseigene Chor zu hören.
Ganz besonders trägt zum großen Erfolg die wieder feinsinnige Inszenierung der ehemaligen Wagner-Sängerin Brigitte Fassbaender bei. Ganz nahe an Text und Musik sowie ohne absurde Regieeinfälle erzählt sie den Plot klar, ideenreich und klug. Die Personenführung ist wieder ungemein detailliert auch in Gesten und Blicken. Optimal ausgenützt wird von ihr auch der Raum der weiten Bühne.
Reduziert, aber völlig ausreichend wie in allen bisherigen Teilen ist wieder die Ausstattung von Kaspar Glarner mit einem eleganten Salon am Hof der Gibichungen, inklusive einer Bar und einem Billardtisch. Zuerst stehende Baumstämme werden im letzten Akt gefällt und zu einem später brennenden Scheiterhaufen aufgetürmt, unter dem der tote Siegfried in einer Grube liegt und den Brünnhilde zu ihrem Freitod besteigt.
Ein starkes, finales Bild, stehende Ovationen. 2024 wird der „Ring“ hier als Ganzes aufgeführt.
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