Warner weiter: „Ich sage das ohne Bitternis. Ich bin nur so wütend auf diese Brexit-Schreier, die sich bei uns durchgesetzt und damit das Land ins Chaos manövriert haben. Dass die Europäische Union den Briten nun nicht mehr entgegenkommt, kann ich gut verstehen.“ Und lachend: „Aber vielleicht sollte ich die irische Staatsbürgerschaft annehmen. Ich habe auch irische Vorfahren und dann könnte ich in Europa leichter arbeiten. Mit viel weniger Bürokratie.“
Die Premiere am Freitag wird Warner also zwangsweise in England verbringen, er verspricht aber: „Ich werde allen Künstlerinnen und Künstlern und dem Wiener Publikum zuwinken und hoffen, dass unsere gemeinsame Arbeit gefällt. Denn so leicht war das in Zeiten der Pandemie auch wieder nicht.“
Womit wir bei Händels „Giulio Cesare in Egitto“ wären. Wie sieht Warner diese Geschichte rund um Julius Cäsar, der seinen Feind Pompeio besiegt hat, dem Flüchtenden nach Ägypten folgt, prompt in eine dynastische Machtintrige verwickelt wird und nach vielen Irrungen in den Armen von Königin Cleopatra landet?
Warner: „Bei Händel liegen hier Komik und Tragik nah beieinander. Manche Szenen und Arien gehen ans Herz, andere erinnern eher an die Sketches von Monty Python. Das wollte ich auch herausarbeiten. Denn bitte, wie soll Cäsar reagieren, wenn er quasi als Einstandsgeschenk den abgeschlagenen Kopf seines Gegners erhält und kurz darauf zwischen die Fronten der Herrscherfamilie gerät? Das ist ja herrlich skurril und auch ein sehr britischer Humor.“
Aber, so der Regisseur: „Es gibt noch einen anderen Aspekt, der uns wichtig war. Als Händel 1724 seine Oper im King’s Theatre am Londoner Haymarket zur Uraufführung brachte, begann gerade der Aufstieg der Medien. Jeder wollte Zeitungen kaufen, um über den neuen Klatsch und Tratsch der Gesellschaft informiert zu sein. Das war eigentlich der Ursprung des heutigen Boulevards. Und was macht der Boulevard bis heute zwecks Auflagenmaximierung? Er jagt die Promis, bei uns die Royals, und streut Gerüchte. Da kam ich auf die Idee, auch Cäsar und Cleopatra – die sind ja Royals – in diesen Kontext zu setzen. Die Liebesaffäre eines römischen Imperators und einer ägyptischen Herrscherin – dagegen waren Richard Burton und Elisabeth Taylor harmlos!“
Warner sagt das mit einem Lachen. „Ja, wir sollen die große Kunst, diese wunderbare Musik ernst nehmen. Aber wir haben auch die Verpflichtung, das Publikum auf höchstem Niveau zu unterhalten. Das ist mein Ziel.“
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