Gitarrist Rutherford: „Bei Genesis haben wir nie über Geld gestritten“

Gitarrist Rutherford: „Bei Genesis haben wir nie über Geld gestritten“
Der Gitarrist spielt mit seinen „Mechanics“ als Vorband von Phil Collins und spricht über Genesis und die Chancen einer Reunion.

Viele Jahre lang stand Mike Rutherford neben Phil Collins auf der Bühne, füllte mit ihm und Keyboarder Tony Banks am Höhepunkt der Karriere ihrer Band Genesis weltweit die größten Fußballstadien. Am 2. Juni kommt der Gitarrist wieder in das Wiener Ernst-Happel-Stadion – diesmal spielt allerdings nicht mit, sondern für Phil Collins. Rutherford spielt mit seiner Band Mike + The Mechanics den Anheizer für die „Still Not Dead Yet“-Show seines Genesis-Partners.

KURIER: Ist es für Sie nicht eigenartig, Support-Act für Phil Collins zu sein?

Mike Rutherford: Phil macht sich immer viele Sorgen, dass das für mich nicht okay sein könnte. Aber für mich ist das gar nicht eigenartig. Wir haben das ja schon 2004 auf seiner Farewell-Tour so gemacht. Es kam damals zustande, weil wir den selben Manager haben. Und mir und den Mechanics machen diese Shows sehr viel Spaß, weil das ein großes Publikum ist, das auch noch genau unser Publikum ist.

Sie haben mit den Mechanics gerade das Album „Out Of The Blue“ veröffentlicht. Warum haben Sie dafür Hits wie „The Living Years“ und „Over My Shoulder“ neu aufgenommen?

Als diese Songs entstanden, hatten wir andere Sänger und waren kaum auf Tour, weil mir die Arbeit mit Genesis damals keine Zeit dafür ließ. Jetzt haben wir mit Andrew Roachford und Tim Howar zwei neue Sänger und sind auch regelmäßig auf Tour. Und es war schön, zu beobachten, wie sich die beiden diese Songs bei den Live-Shows zu eigen machten, wie sie sich durch ihre Interpretation veränderten. Und weil wir im Rahmen der Mechanics-Tourneen auch oft bei Radioshows Akustikversionen dieser Songs gespielt haben, und mich immer verwundert hat, wie gut sie auch in so reduzierter Form funktionieren, haben wir einige der Mechanics-Klassiker auch noch akustisch neu aufgenommen und auf „Out Of The Blue“ gepackt.

In Wien ist der Start der Tour mit Phil Collins (2. Juni, Happel-Stadion). Wissen Sie schon, ob Sie mit ihm gemeinsam einige Genesis-Songs spielen werden?

Das glaube ich nicht. Wenn wir mit den Mechanics Headline-Shows spielen, haben wir immer ein paar Genesis-Songs im Programm. Aber bei den Shows mit Phil, werden wir die natürlich nicht spielen.

Dass Ihnen die Auftritte im Vorprogramm von Phil Collins so viel Spaß machen heißt auch, dass Sie immer noch gut mit ihm befreundet sind …

Oh ja! Wir in Genesis haben uns nie zerstritten, und ich bin sehr froh darüber. Denn so viele vergleichbare Bands hatten große Probleme und reden nicht mehr miteinander. Wir haben niemals über Geld gestritten. Denn das war nicht der Grund, warum wir Musik gemacht haben. Und unser Erfolg ist langsam gewachsen, das hat auch geholfen – wir waren nicht über Nacht plötzlich weltberühmt und reich. Wir haben immer über Musik, einzelne Tracks und Pläne der Band gestritten, aber nie über Geld. Aber mit höherem Alter wurde das Streiten sowieso besser, weil man draufkommt, dass man gar nicht mehr der Sache wegen, sondern nur mehr aus Prinzip streitet .

Genesis haben zwei Karrieren, die eine als Prog-Rock-Band mit Peter Gabriel als Frontmann, die zweite als Stadion-Rock-Band mit Phil Collins als Sänger. Sind Sie auch mit Peter Gabriel auch noch in Kontakt?

Ja, sicher. Gut, heuer habe ich ihn noch nicht gesehen. Aber wir haben immer wieder schöne eMail-Konversationen über die Dinge, die uns beschäftigen.

War der Übergang von der einen in die andere Phase mit all den musikalischen Veränderungen schwierig für Sie?

Es war lustig, weil wir nicht nach diesen Veränderungen gesucht haben. Sie sind einfach passiert und haben uns verändert. Als Phil zu singen begann, hat das eine neue Energie in die Band gebracht. Aber ich denke, auch wenn Peter Gabriel geblieben wäre, hätte sich mit der Zeit etwas verändert.

Sie standen mit Genesis am Beginn der großen Ära der Konzept-Alben. Simmt es Sie traurig, dass wegen der Streaming-Dienste die Album-Kultur am Ende scheint?

Und wie! Denn damit bin ich aufgewachsen, das ist meine Art Musik zu konsumieren, und war unsere Art Musik zu machen. Jetzt werden nur mehr einzelne Tracks veröffentlicht und deshalb nur Songs geschrieben, die in zwei oder drei Minuten funktionieren müssen. Das schränkt ein. Manche der Genesis-Songs waren zehn oder sogar 15 Minute lang. Wenn du so viel Zeit hast, kannst du viel mutiger, verspielter, origineller und schrulliger sein und auch mal verrückt spielen. Das wird uns verloren gehen, wenn die Musiker gezwungen werden, etwas zu schaffen, das in wenigen Minuten auf den Punkt kommt.

Lange Zeit stand einer GenesisReunion die Gesundheit von Phil Collins im Weg, dessen rechter Fuß nach einer Rücken-OP taub ist. Wie stehen jetzt die Chancen für eine Runion?

Auf jeden Fall besser als noch vor vier oder fünf Jahren. Aber wir haben nichts besprochen und es gibt auch keine Pläne dafür.

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