Ghostbusters-Interview: "Die besten Lacher meines Lebens"

Der neue Ghostbusters-Film startet am 5. August
Paul Feig, "Ghostbusters"-Regisseur, über witzige Frauen, mobbende Männer und böse Wissenschaftler.

Paul Feig, der Regisseur von "Ghostbusters", ist eine makellose Erscheinung. Perfekter Nadelstreif mit Anzugweste, orange Krawatte, oranges Stecktuch – und Rose am Revers (auch orange). Selbst während der Dreharbeiten, so wird es kolportiert, trat der 53-jährige Feig täglich im tadellosen Outfit an. Auch dann, wenn er seinen Schauspielern vormachte, wie man bei einem Ozzy-Osbourne-Konzert zum "Stage Diving" ansetzt und ins Publikum springt.

Der Mann, der uns so treffliche Komödien wie "Brautalarm" (2011) und "Spy – Susan Cooper Undercover" (2015) brachte, hängte sich mit seinem Reboot von "Ghostbusters", dem Bill-Murray-Grusel-Comedy-Klassiker von 1984, weit aus dem Fenster. Allein seine Entscheidung, alle Hauptfiguren der Geisterjäger mit Frauen – darunter Melissa McCarthy und die unschlagbare Kristen Wiig – zu besetzen, brachte ihm einen veritablen "Shit Storm" von empörten Fans (siehe Info unten). Tatsächlich aber verbeugt sich Feig in aller Demut vor dem Original, inklusive Cameo-Auftritte von Bill Murray, Sigourney Weaver und Co. Und lieferte eine kicherige und dabei umwerfend amüsante Damenrunde im Geisterjäger-Anzug (Filmstart: 5. August).

KURIER: Die "Ghostbusters" kehren zurück – doch diesmal als Frauen. War das Ihre Idee?

Paul Feig: Oh ja. Ich war noch mit den Dreharbeiten zu "Spy" beschäftigt, als mich Ivan Reitman, Regisseur der Original-"Ghostbuster" anrief und mich frage, ob ich Lust auf den Stoff hätte. Damals fiel mir nichts ein, was die Geschichte für mich kreativ interessant gemacht hätte. Doch dann dachte ich an all die witzigen Schauspielerinnen, mit denen ich bereits zusammengearbeitet hatte – und das war dann die Idee.

Haben Sie mit der Welle der Empörung gerechnet, die Ihnen entgegenschlug?

Nun, ich wusste, dass es Aufregungen geben würde – wie immer, wenn man einen Klassiker neu verfilmt. Da gibt es dann die Fans, die enttäuscht sind, dass man keine Fortsetzung dreht. All das kann ich ja nachvollziehen. Die erste Reaktionen waren übrigens sehr positiv. Doch dann kam die zweite Welle – und die war unfassbar sexistisch. Das Ausmaß davon hat mich echt überrascht. Wenn ich was nicht mag, dann Leute, die andere mobben – und irgendwann ist mir dann der Geduldsfaden gerissen.

Sie gelten als Regisseur von Frauenkomödien. Wie kam es dazu?

Ich finde witzige Frauen einfach ganz besonders witzig und verdanke die besten Lacher meines Lebens meinen weiblichen Freunden. Dann fand ich es frustrierend, mitansehen zu müssen, wie Frauen in Filmen nie lustig sein dürfen oder immer nur als Sidekick für einen Mann herhalten müssen. Das hat mich beflügelt – und außerdem kann ich besser Drehbücher für Frauen als für Männer schreiben. Ich will dem Publikum zeigen, wie komisch Frauen sein können – und den Studios beweisen, dass auch Frauen in den Hauptrollen Kassenmagneten sein können – entgegen allen herrschenden Vorurteilen. In "Ghostbusters" spielen vier Frauen die Hauptrolle, von denen drei bereits über vierzig sind. Diese Schlacht muss man in Hollywood erst schlagen.

Haben Sie die Figuren in Anlehnung an die Originale besetzt?

Nein, wir wollten nichts kopieren und sichergehen, dass so etwas genau nicht passiert – also dass etwa Kristen Wiig eine weibliche Version von Bill Murray sein soll. Wir wollten etwas ganz Neues machen – darum habe ich mich auch gegen die Fortsetzung entschieden. Ich wollte eine Geschichte von Außenseiterinnen erzählen – die an das Paranormale glauben, ausgespottet werden und schließlich recht behalten.

Wie wichtig waren die Kurzauftritte der Originalbesetzung – also von Bill Murray, Sigourney Weaver, Dan Aykroyd, etc.?

Das war mir schon wichtig – als ob man Ostereier für das Publikum versteckt. Damit wollten wir auch zu verstehen geben, wie sehr wir selbst Fans der Original-"Ghostbusters" sind. Außerdem war es toll, von ihnen so viel Unterstützung und Zuspruch zu bekommen.

Ihre Spezialeffekte wirken ein bisschen altmodisch. Absicht?

Ich bin kein großer Fan von Computertricktechnik, sondern sehr "Old School". Ich liebe liebe die alten "Star Wars"-Filme oder Sci-Fi-Filme aus den 50er-Jahren, wo man merkt, dass noch mit echten Modellen gearbeitet wurde und nicht im Computer. Dieses Gefühl wollte ich beibehalten, ohne dass die Effekte billig wirken.

Bei Ihnen ist der Bösewicht kein Geist, sondern ein Wissenschaftler. Warum?

Ich finde es bedrohlicher, wenn ein Wissenschaftler die Welt vernichten will und nicht eine Gottheit, die gerade sauer auf uns ist. Die Parallelen zum Terrorismus liegen nahe. Der eine Typ, den wir nicht bemerken und der uns alle hasst – und der uns vernichten kann: Der macht richtig Angst.

Ihre Version der "Ghostbusters" legt mehr Wert auf die Komödie als das Original. Sehen Sie das auch so?

Die Leute erinnern sich an "Ghostbusters" als an eine Komödie, und tatsächlich gibt es durchwegs Lacher. Aber diese Schlagzahl wollte ich erhöhen – vielleicht ist das ein modernerer Zugang zur Komödie. Und ich will nicht so tun, als wäre "Ghostbusters" eine knallharte Action-Story – das wäre ohnehin nicht so mein Ding. Dann würde ich ja vom Publikum erwarten, dass es mich ernster nimmt als ich sein will – wenn Sie verstehen, was ich meine. Außerdem: Das ist eine Sommerkomödie – da wollen die Leute im Kino lachen. Und ich will, dass sie Spaß haben.

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