Geschichten zwischen Fez und Lederhose
Haben Sie gewusst, dass Österreich einst zu den führenden Fez-Herstellern gehörte? Oder, dass mehr als 20.000 bosnische SS-Soldaten mit dieser im Orient und auf dem Balkan traditionellen Kopfbedeckung ausgestattet wurden? In der Rotensterngasse Ecke Glockengasse im zweiten Wiener Gemeindebezirk befindet sich derzeit noch die bereits 17. Ausgabe der "Wandzeitung" an der Fassade des Ateliers Steinbrener und Dempf, die stets von unterschiedlichen Künstlern kuratiert wird.
Die "Wandzeitung" an sich gilt seit dem späten 18. Jahrhundert als ebenso einfaches wie wirksames Mittel zur Informationsverbreitung und Vernetzung. Große Bedeutung hatte sie in der österreichischen Arbeiterbewegung der Zwischenkriegszeit, als "Zeitung der großen Schriftzeichen" während der Kulturrevolution in China oder als "journal mural" im Pariser Mai 1968.
Die aktuelle Wandzeitung von Friedemann Derschmidt ist eine Collage über die Exotisierung mit "fünf Geschichten zwischen Fez und Lederhose". Zur Finissage am 17. Oktober (Beginn: 18h30) wird es aus diesem Anlass ein ebenso außergewöhnliches Abschlusskonzert mit traditioneller Drehleier und arabischer Oud geben.
Exotisierung
Friedemann Derschmidt vereint in seiner Arbeit scheinbar Unvereinbares und bringt den Betrachter mal zum Schmunzeln, mal zum Erstaunen oder auch zum Erschaudern. Denn was haben Fez und Lederhose miteinander gemein? Es waren jüdische Strumpfwarenhersteller, die die Fez-Nachfrage Anfang des 20. Jahrhunderts erkannten und das heute tschechische Strakonitz zu einem Zentrum der Fez-Produktion machten. Derartige Überraschungen begegnen einem beim Studieren von Derschmidts Wandzeitung und noch mehr.
INFO
Finissage der Ausstellung MADE IN CHINA CZECH STYLE
Über surreale Blüten einer Suche nach Identität
Von Friedemann Derschmidt featuring Alaa Alkurdi, Abbé Libansky, Osama Zatar
Am 17. Oktober, Beginn: 18h30, Glockengasse Ecke Rotensterngasse
Kommentare