Verräter oder Nationalheld?
Mehr als 30 Jahre lang war er der große Unbekannte. Es war von Anfang an klar, dass die beiden Aufdecker der Watergate-Affäre – die Journalisten Bob Woodward und Carl Bernstein – über einen Mittelsmann verfügen mussten, der an der Quelle saß, um sie mit streng vertraulichen Informationen zu versorgen. Sonst hätten sie die Verstrickungen des US-Präsidenten Richard Nixon in den Jahrhundert-Skandal nicht aufklären können. Der Mann hieß Mark Felt, war stellvertretender FBI-Direktor und gab im Jahr 2005 bekannt, dass er "Deep Throat" sei – das war der interne Deckname des Gewährsmannes. Jetzt hat Hollywood Felts aufsehenerregende Geschichte – mit Liam Neeson in der Titeltrolle – verfilmt.
Der Informant
Bob Woodward und Carl Bernstein haben nie ein Hehl daraus gemacht, dass sie einen hochrangigen Informanten hatten, der im innersten Kreis des US-Behördenapparates saß. Doch sie hatten diesem zugesichert, seinen Namen – so lange er lebte – nicht preiszugeben. 33 Jahre nach dem Einbruch in der demokratischen Parteizentrale enttarnte sich der Informant selbst: Am 31. Mai 2005 gab seine Tochter mit seiner Zustimmung bekannt, dass Mark Felt "Deep Throat" sei.Felt war ein erfahrener FBI-Mann, der seine Agententätigkeit mit 29 Jahren während des Zweiten Weltkriegs als "Nazijäger" begonnen hatte. Danach kletterte er die Karriereleiter hinauf, bis er im Mai 1972, nach dem Tod des legendären FBI-Chefs J. Edgar Hoover, zum Stellvertreter von dessen Nachfolger Patrick Gray wurde.
Den Sturz nicht geplant
Rache an Nixon?
Aber war es überhaupt ein Verrat? Oder war "Deep Throat" ein Nationalheld, der moralisch integer handelte? Die Meinungen in der amerikanischen Öffentlichkeit sind geteilt. Die einen halten Felt für einen Patrioten, der die kriminellen Verfehlungen des Präsidenten und seiner Administration zu Recht anprangerte, andere geben ganz andere Motive an: Mark Felt hätte es nie überwunden, nach dem Tod J. Edgar Hoovers nicht FBI-Direktor geworden zu sein, sondern nur dessen Stellvertreter, wofür er sich bei Nixon revanchieren wollte. Abgesehen davon, schrieb er nach seinem Outing im Jahr 2007 gemeinsam mit einem Ghostwriter seine Memoiren, die ihm viel Geld einbrachten.
Mark Felt starb ein Jahr später, am 18. Dezember 2008, im Alter von 95 Jahren in Kalifornien. Sein Leben bietet jedenfalls genug Stoff für einen Politthriller.
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