Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer (Grüne), die dieses Modell unterstützte und "einen zukunftsweisenden Schritt" sieht, hob hervor, „dass im Zuge der Diskussion der letzten Monate Personen aus ganz unterschiedlichen Bereichen der Filmbranche Überlegungen angestellt haben, wie diese strukturelle Problematik am besten gelöst werden kann. Das zeugt von einem hohen Maß an Problembewusstsein.“
Tatsächlich gelangten drei Modelle zur Abstimmung: Die von der Initiative „No Change Without Change“ per Petition vorgeschlagene Quotenregelung, die sich durchgesetzt hat, des Weiteren ein Modell, das sich an der bisherigen Förderpraxis orientierte ("Äquivalenzmodell") und das "EqualityPlus"-Modell, das einen zusätzlichen Fördertopf schaffen wollte (mehr dazu finden Sie im Artikel unten).
"Nicht das gerechteste Modell"
Die beiden Alternativmodelle wurden vom Verband Filmregie Österreich mitentwickelt. Dessen Obmann Markus Schleinzer sieht nun ein „Armutszeugnis für die Filmbranche“. Es habe sich „nicht das gerechteste Modell den Weg gebahnt. Dass eine Entscheidung entlang einer Quote keine Entscheidung entlang von Qualität sein kann, sagt einem jeder Statistiker.“
Mit den eigenen Konzepten habe man – sowie andere betroffene Verbände – im Ministerium kein Gehör gefunden, moniert Schleinzer im KURIER-Gespräch. Vonseiten des Ministeriums hält man gegenüber dem KURIER fest, dass es "zu den Details des neuen Vorschlags ausführliche Gespräche mit dem Büro der Staatssekretärin gab, in denen auch vereinbart wurde, dass der Aufsichtsrat als das zuständige Gremium alle eingebrachten Fördermodelle behandeln und in Folge eine Entscheidung treffen wird."
Mehr Ausgewogenheit bei Leitungspositionen
Im Regieverband sieht man auch als Problem, dass bei der nun beschlossenen Richtlinie nur drei Berufe berücksichtigt sind, nicht aber die vielen technischen Berufe von Kamera bis Ton. Hier verweist das Ministerium auf das bereits bestehende "Gender Incentive" im ÖFI, basierend auf einem Punkteschlüssel. Dieses berücksichtige bereits alle Stabstellen und biete "einen Anreiz, Filmteams ausgewogener mit Frauen und Männern zu besetzen". Das neue „Gender Budgeting“ solle bewirken, "dass es zukünftig über alle geförderten Projekte hinweg mehr Ausgewogenheit bei der Besetzung der Projektleitungsfunktionen geben wird. Wenn eine Erweiterung dieser Stellen als Ergebnis der geplanten Evaluierung als sinnvoll erscheinen sollte, können weitere Stabstellen oder Filmberufe ergänzt werden", so das Kulturministerium.
Das Thema sei längst „in der Mitte der Branche angekommen“, meint hingegen Schleinzer. Regisseurinnen würden zunehmend große Filmbudgets bekommen, beim Nachwuchs sehe er „fast schon Parität“ zwischen den Geschlechtern. Mit der neuen Regelung dürfe man sich aber Sorgen um den männlichen Nachwuchs machen.
Mitgliederbefragung
Den rund 1.800 (teils sehr prominenten) Unterschriften der Petition hält er entgegen, dass dies nicht die Mehrheit der Branche widerspiegele. In einer Mitgliederbefragung im Regieverband seien 57 Prozent contra Quote gewesen. Schleinzer sieht auch betroffene Produzenten- und Drehbuchverbände auf seiner Seite, man wolle nun „im Gespräch bleiben“.
Der zuständige Fachverband in der Wirtschaftskammer, vertreten von Alexander Dumreicher-Ivanceanu (Grüne Wirtschaft), begrüßte die Entscheidung, ebenso die SPÖ. Es müsse aber begleitende Konzepte geben, die Frauen dazu ermutigen, verstärkt einzureichen, sagte SPÖ-Frauen- und Kultursprecherin Gabriele Heinisch-Hosek.
"Mit dem Beschluss zur Änderung der Richtlinie wurde auch die rasche Ausarbeitung begleitender Maßnahmen beschlossen, die in genau diese Richtung gehen", erklärt das Ministerium. "Zugleich wird die nunmehr geänderte Basis einen wesentlichen Anreiz für Einreichungen darstellen."
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