Gemälde für die Ära Trump

Nicole Eisenman, Dark Light, 2017 (Ausschnitt)
US-Malerin Nicole Eisenman zeigt in der Secession neue Bilder, die den Geist der Zeit einfangen.

Ob man’s will oder nicht: Die Kunstgeschichte klebt jedem am Schuh, der sich heute dazu entschließt, ein Bild zu malen – schon die Wahl des Formats und der Farbe ist ein Statement. Und auch wenn Nicole Eisenman sagt, dass die Größe jener zwei Gemälde, die nun im Zentrum einer Einzelschau in der Wiener Secession (bis 5.11.) stehen, genau der Wandfläche ihres Ateliers entspricht, so erzählen die über drei Meter hohen Werke doch auch von der Tradition der Historienmalerei, die einst etwa Ereignisse der französischen Revolution ins Bild fasste.

In Geschichte getränkt

Gemälde für die Ära Trump
Nicole Eisenman, Dark Light, 2017. Courtesy The Ovitz Family Collection, Foto: Sophie Thun
Eisenman, die gegenwärtig zu den angesagtesten Künstlerinnen in dem so oft totgesagten Leinwand-Medium zählt, hat das Spiel mit Traditionen und Referenzen im kleinen Finger; in der Secession braucht sie insgesamt nur drei Gemälde, um dies zu zeigen. Das titelgebende "Dark Light" (Bild links) zeigt einen Mann mit Taschenlampe, hinter dem sich eine schwarze Wolke aufbäumt. Die Sonne scheint wie Erdöl zu zerfließen, vorne pennt jemand wie in Goyas "Schlaf der Vernunft", nach hinten wird die Szene abgegrenzt von etwas, das ein Zaun, aber auch ein Zitat aus der Bildwelt des Malers Jasper Johns sein könnte.

Am Abgrund

Das zweite Bild heißt "Riding Down River on the USS J-Bone of an Ass" und zeigt ein Boot, das zugleich der Kieferknochen eines Esels ist. Mit zerrissenem Segel fährt der Knochenkahn einen giftig-grünen Fluss hinunter, die Kante eines Wasserfalls steht unmittelbar bevor, nach hinten öffnet sich eine weite, düstere Landschaft.

Gemälde für die Ära Trump
Nicole Eisenman, Riding Down River on the USS J-Bone of an Ass, 2017, 325,12 x 264,16 cm. Courtesy the artist, Susanne Vielmetter Los Angeles Projects und The Aishti Collection, Foto: Sophie Thun
Die simpelste Interpretation – alles geht den Bach runter, und die Luftverpester mit dem Trump-Kapperl zeigen uns den falschen Weg – ist nicht allzuschwer zu finden. Dass Eisenman das Plakative und comic-hafte nicht scheut, macht einen Teil ihrer Zugänglichkeit aus, doch die Bandbreite der malerischen Mittel und die Dichte der Bezüge stellen sich der Vordergründigkeit immer wieder in den Weg. Das dritte Werk "Shooter 2" gibt einen schießenden Polizisten mit blauer Baseballkappe auf wenige geometrische Flächen reduziert wieder. Flankiert wird das Gemälde-Trio von Zeichnungen und einer Installation mit einem farbgetränkten Sofa: Wutäußerungen über Trumps Amerika und hehre Malerei liegen oft näher beieinander, als man denkt.

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