Warum das am Anfang steht, ist nicht ganz klar, wie überhaupt die inhaltliche Gliederung eher willkürlich erscheint, der Autor keinem erkennbaren inhaltlichen Konzept folgt. Es reiht sich Abschnitt an Abschnitt – und man kann das Buch aufschlagen und irgendwo zu lesen beginnen.
Ganz dem Untertitel entsprechend – „Geschichte in Geschichten“ – erfährt der Leser anekdotisch Unterfüttertes aus der österreichischen und der internationalen Politik bzw. Historie. Beispielsweise, „warum in Wien das Römische Reich unterging und Vorarlberg nicht hinterm Arlberg liegt“. Wobei gerade die Antworten auf die titelgebenden Fragen nicht viel Neues bergen: 1806 endete das Heilige Römische Reich unter dem in Wien residierenden Habsburger-Herrscher Franz II., der fortan als Franz I. nur noch Kaiser von Österreich war. Und: aus Sicht des Stammsitzes der Habsburger, der Schweizer Habsburg, „lagen die seit dem 14. Jahrhundert erworbenen Besitztümer im Rheintal, im Montafon oder Bregenzer Wald auch ‚vor‘ dem Arlberg“.
Aber man erfährt auch interessante Details der jahrhundertealten Rituale rund um die Thronrede des britischen Monarchen (im Buch ist noch von der Queen die Rede). Oder warum die griechische Fahne in den bayerischen Farben Blau-Weiß gehalten ist: weil der erste griechische König nach der Unabhängigkeit vom Osmanischen Reich aus dem bayerischen Geschlecht der Wittelsbacher stammte. Dessen Vater, der bayerische König Ludwig I., ließ als Reverenz an Griechenland in der Schreibweise seines Herrschaftsgebiets das I durch das Ypsilon, also das griechische I, ersetzen: So wurde aus „Baiern“ „Bayern“.
Einleitung und Resümee formulieren einen hehren Anspruch, den ein Buch wie dieses wohl kaum einlösen kann: durch mehr Wissen (statt bloßer Meinung) „eine bessere, verständnisvollere, humanere Welt“ zu schaffen. Oder, wie es in den Schlussworten konkreter – und politisch einseitiger – formuliert wird: durch „ein möglichst breites Wissen um Fakten und Zusammenhänge“ den „chauvinistischen Populismus“ zu bekämpfen.
Aber als Lektüre für politisch und historisch Interessierte ist der Band jedenfalls zu empfehlen. Der einschlägig bestens bewanderte Autor spannt ein weites Themenfeld auf, über das sich entspannt und mit Gewinn flanieren lässt.
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