Galerist Alois Wienerroither: "Heller hat uns hinters Licht geführt"

Galerist Alois Wienerroither: "Heller hat uns hinters Licht geführt"
Ein vermeintlich 1987 von Jean-Michel Basquiat geschaffener Holzrahmen wurde von André Heller selbst gemacht. Für Heller war es ein „kindischer Streich“. Das sieht Galerist Alois Wienerroither anders: „Das ist keine kleine Sache“.

KURIER: Ein gefälschter Rahmen bei einem Basquiat-Original. Herr Wienerroither, was ist da passiert?
Alois Wienerroither: Wir hatten mit Herrn Heller eine Ausstellung 2016 in unserer Galerie und da hat er uns dieses Bild inklusive Rahmen geborgt. Das war für die Eröffnung des Palais Schönborn-Batthyány, das wir seither bespielen. Wir hatten immer einen guten Draht zu Andre Heller. Wir fragten also an, ob er uns das Bild borgen will für die Ausstellungseröffnung. Später haben wir dann vorgeschlagen, dieses Gemälde international auszustellen. Es ging dann lang hin und her mit dem Preis, da waren sehr hohe Ziffern im Spiel. Wir haben uns schön langsam auf eine einigermaßen vernünftige Ziffer geeinigt, sechs Millionen, inklusive Rahmen. Dann haben wir eine sehr schöne Publikation produziert. Das Interessante an dem Rahmen sind ja die kleinen Zeichnungen, die rundherum hineingeklebt wurden. Sie sind auch der wertvolle Bestandteil dieses Rahmens.

Das heißt, Heller hat dafür eine Original-Basquiat-Zeichnung zerschnitten?
Ja, das hat er tatsächlich gemacht. Er hat sie zerschnitten und hineingeklebt.

Was ist jetzt genau das Unechte am Rahmen?
Heller hat den Rahmen selbst gemacht, die Nägel hineingeschlagen, gemeinsam mit einem Assistenten, und hat auch die originale Zeichnung stückweise hineingeklebt und die Ränder gemalt. Das schaut in der Gesamtheit gut aus, ist aber eben nicht von Basquiat approbiert. Entscheidend ist, dass Basquiat normalerweise seine Rahmen nicht selbst gemacht hat, sondern immer fremdgefertigt.

Galerist Alois Wienerroither: "Heller hat uns hinters Licht geführt"

Hatten Sie je Zweifel, dass der Rahmen nicht echt sein könnte?
Nicht einmal den geringsten. Heller hat uns ja auch die Fotos von der Zusammenarbeit mit Basquiat gezeigt, das war damals, für das "Luna-Luna"-Projekt. Wir waren immer auf der Suche nach dem Rahmenmacher, den haben wir aber nie gefunden. Der Rahmen wurde demnach auch nie zertifiziert und konnte deshalb auch nicht als Original verkauft werden. Sondern eben nur die Zeichnungen. Das war auch immer unser Zugang. Wir haben nur die Geschichte auftischen können, die uns Herr Heller erzählt hat. Darum haben wir diesen Rahmen nur wegen der Zeichnungen angepriesen.

Man muss sagen: der Rahmen ist ziemlich gut gelungen…
Ja, er ist sehr wirkungsvoll. Das hilft nur nichts, wenn er nicht von Basquiat ausgesucht wurde.

Ist sowas ein Spaß?
Wenn Heller das als Spaß empfindet, würde es mich wundern. Für uns ist es das sicher nicht. Wir sind hinters Licht geführt worden.

Sechs Millionen Euro – so viel ist auch nur das Bild wert?
Das ist ein wichtiger Punkt: Der Rahmen war immer nur ein Bruchteil vom Gesamten. Das Hauptbild „Untitled (Head)“  im Rahmen macht den Preis.

Wie fühlt man sich als Galerist mit jahrzehntelanger Reputation dabei?
Ich kann nur sagen, das ist keine kleine Sache. Wir haben uns aber nichts zuschulden kommen lassen, weil wir diesen Rahmen nie als echten Rahmen verkaufen wollten, sondern immer nur die darauf befindlichen Zeichnungen. Mit dem originalen Hauptbild. Es gab niemanden, der Basquiat-Werke zertifizieren konnte – deshalb konnten wir dieses Werk auch niemals als echten Basquiat-Rahmen anbieten.    

Ist das für einen Galeristen der ultimative Vertrauensbruch?
Das würde ich so schnell jetzt nicht sagen. Heller hat einen schweren Fehler gemacht, klar. Aber wir hatten bisher eine sehr gute Zusammenarbeit und ich muss sagen, dass die bisher auch überwiegt.

Wie kann man sich bei Kunstwerken denn je sicher sein, ob sie echt sind?
Das ist relativ einfach, weil es gibt ein Lebenswerk, eine Dokumentation, diverse Werkverzeichnisse. Eine Historie und Nachvollziehbarkeit. Wir sichern uns immer hundertprozentig ab.

Galerist Alois Wienerroither: "Heller hat uns hinters Licht geführt"

Kommentare