Fulminante One-Woman-Show

Schrumm Schrumm. Weit ausschwingende Gitarrenakkorde beim Opener "Aint It Heavy" von Melissa Etheridge. 2007 wurde sie für ihr Lied "I Need to Wake Up", geschrieben für den Al-Gore-Film "Eine unbequeme Wahrheit", mit dem Oscar für den besten Song ausgezeichnet.

Während sich Donnerstag draußen im MuseumsQuartier beim Kick-off des Electric Spring Festivals unter anderem mit Rapper Nazar Wiens Jugend drängte, trat indoor die amerikanische Singer-Songwriterin solo als vitale One-Woman-Band auf, mit live eingespielten Handtrommel- und Tambourine-Loops als Rhythmus-Basis. Da schnackerlt und rumpelt sich eine der knapp ein Dutzend Gitarren – nach "Similar Features", dem ersten Song ihres Debüt-Albums von 1988 – in den funky Groove von "Let Me Go". Und die Mini-Klampfen lässt "Take My Number" wie einen Amok laufenden Handy-Signalton klingen.

Beim Blues "Royal Station 4/16" – noch ein Oldie but Goldie – kommt zum ersten Mal die doppelbündige Gitarre zum Einsatz. Dann bringt die 53-Jährige mit der unverkennbaren rauchigen Rockstimme nach einem gefühligen Balladen-Intermezzo am Piano ihre neuen Song-Preziosen ihres aktuellen Albums "This is M.E." wie das ruppige "Like a Preacher" mit einem Texthänger unter die Leute: rockig wie eh und je. Mit "Meet me in the Back" zum Schredder-Guitar-Sound und viel "Aaaaah" und "Ooooh" als Besucherbeteiligung ist das Song-Dutzend voll. Die Etheridge schießt ein Selfie mit der hell erleuchteten Halle. Da tönt aus dem Publikum, als wär’s ein Wunschkonzert, wieder der lautstarke Ruf nach "Bring Me Some Water". Aber mit ihren größten Hit aus dem Jahr 1989 kommt das für viele Beste erst am Schluss. Vor einer extrabreit ausgewalzten Version von "Like The Way I Do".

KURIER-Wertung: