Frau Travnicek und die innere Notwendigkeit
Mit 25 Jahren hat sie bereits fünf Bücher geschrieben, ein Geschäft eröffnet und den Publikumspreis beim Bachmann-Preis eingeheimst. Ihr neues Buch "Chucks" hat über die Landesgrenzen hinweg für Furore gesorgt. Der KURIER bat die St. Pöltner Autorin Cornelia Travnicek zum Interview.
KURIER: Mit 25 Jahren fünf Bücher geschrieben und zahlreiche Preise eingeheimst. Wie geht das?
Travnicek: Gute Frage. Es ist, glaube ich, leichter, wenn man sich anfangs mit kleineren Verlagen "begnügt" und nicht gleich probiert, bei Suhrkamp unterzukommen.
In "Chucks" wirft Hauptprotagonistin Mae ihrem Freund vor, immer mit allem so zufrieden zu sein. Sind Sie zufrieden mit dem Erfolg Ihres Buches?
Auf jeden Fall. Aber natürlich, wenn man als Schriftsteller einmal so zufrieden wäre, dass man nix mehr schreibt, ist das auch schädigend. Ich finde es großartig, dass viele Leute so einen Spaß dran haben, mein Buch zu lesen und so viel für sich drin finden. Das ist eine schöne Bestätigung.
"Chucks" handelt von Punk, Aids, aber auch dem bürgerlichen Leben. Wie passt das zusammen?
Dadurch, dass es in Wien und Umgebung spielt, treffen ja genau diese Dinge immer wieder auf engstem Raum aufeinander. Man bewegt sich mit all diesen Leute. In den öffentlichen Verkehrsmitteln, in den Straßen, in den Kaffeehäusern teilweise und vor allem in U-Bahn-Stationen.
Besteht Ihr Buch aus Alltagsgeschichten oder haben Sie gezielt recherchiert?
Ich hab einiges aus dem Alltag rausgenommen, anderes ganz gezielt recherchiert, zum Beispiel das Aids-Hilfe-Haus. Ich finde, dass man in gewissen Dingen schon eine Verpflichtung zur Wahrheit hat. Wenn man einen realistischen Roman schreibt, muss man sich auch an den richtigen Stellen realistisch verhalten. Woanders nimmt man sich wieder gewisse Freiheiten.
Wie hat Ihr Umfeld auf das Buch reagiert?
Man kann es unter "freundliches Interesse" zusammenfassen. Die beliebteste Frage ist: Worum geht"s in deinen Büchern? Und das ist ja die meist verhassteste Frage bei allen Autoren überhaupt. Dann sag ich immer: Lies den Klappentext! Solange die Leute aber das Buch von der Autorin trennen können, ist es kein Problem.
Schreiben Sie schon an etwas Neuem?
Ich bin in einer Phase, wo ich sehr viele Notizen mache. Es soll schon mal wieder ein Roman werden, aber ich stresse mich nicht. Bücher sollen immer eine innere Notwendigkeit haben, keine von außen aufgezwungene. Ich glaub nämlich auch, dass man es Texten anmerkt, ob die Notwendigkeit von innen kommt oder vom Markt.
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