Flüchtlingsabschiebung als Filmkomödie
Eigentlich ist das Thema gar nicht witzig: Zwei französische Grenzpolizisten erhalten den Auftrag, einen renitenten Flüchtling von Paris nach Kabul abzuschieben. Was sich – aufgrund der Verhaltensauffälligkeit des Abzuschiebenden – schon beim Start schwierig anlässt, gleitet völlig ins Chaos ab, als das Flugzeug auf Malta notlanden muss. Der Flüchtling macht sich selbstständig und die beiden Polizisten sind Lichtjahre davon entfernt, alles unter Kontrolle zu haben.
KURIER: Monsieur de Chauveron, darf man wie hier in "Alles unter Kontrolle" über ein Flüchtlingsschicksal lachen?
De Chauveron: Na sicher. Man darf über alles lachen, wenn man dabei wohlmeinend bleibt und jeden Zynismus beiseite schiebt. Wenn man sich einen liebevollen und menschlichen Blick bewahrt. Ich will ja nicht, dass über sie gelacht wird, sondern mit ihnen.
Aber verharmlosen Sie damit nicht ein komplexes Thema?
Ich denke nicht. Was wäre die Alternative? Dass man tragische Themen wie Flucht vor Armut und Ausgrenzung aus künstlerischer Sicht ausspart? Das wäre unsinnig. Für mich ist das Leben tragisch und komisch zugleich. Es ist immer gut, tragische Dinge mit einer Portion Humor aufzulockern.
Hat man Humor oder kann man sich den auch aneignen?
Es gibt keine Schule des Humors, das steht fest. Witz zu haben ist sicher schwieriger als traurig zu sein. Es ist schwierig, die Leute fröhlich zu stimmen. Witzigsein ist ziemlich anstrengend.
"Monsieur Claude und seine Töchter" war so ein überwältigender Erfolg. Sind Sie beim Nachfolgefilm besonders unter Druck gestanden?
Ich habe mich nicht sehr unter Druck gefühlt. Jeder Film ist anders, hat seine eigenen Gesetze und ist nicht planbar. Das Wichtigste für mich ist, mich auf meine Geschichte und die Freude am Drehen zu konzentrieren. Was daraus wird und wie es ankommt, das kann ich nicht steuern. "Monsieur Claude" war für mich ein Wunder. Und Wunder lassen sich nicht wiederholen.
Haben Sie Vorbilder für Ihre komischen Protagonisten?
Ja. Wir Franzosen können da aus dem Vollen schöpfen. Louis de Funès und sein Mitstreiter Gérard Oury, Claude Lelouch, Pierre Richard, Fernandel, Christian Clavier. All die Leute, die in den Sonntagabendfilmen im Fernsehen mitgespielt haben, die sich jeder Franzose gerne angeschaut hat. Übrigens hat auch De Funès mit Wonne rassistische Witze gemacht und seine Film-Ehefrau wie ein Macho behandelt. Und trotzdem haben sich die Leute über ihn zerkugelt.
Sie arbeiten gerade an der Fortsetzung von "Monsieur Claude". Wie weit sind Sie?
Ich arbeite am Drehbuch und komme nicht wirklich weiter, weil ich eben noch andere Filme promoten muss. Aber es wird schon.
"Monsieur Claude und seine Töchter" wird seit einem Dreivierteljahr überaus erfolgreich in Wien am Theater gespielt. Hatten Sie da auch Ihre Finger im Spiel?
Nein, ich war bei der Bühnenfassung nicht involviert – wie auch nicht bei den Aufführungen in Kanada und Griechenland. Aber ich war zur Premiere in den Wiener Kammerspielen und war sehr zufrieden mit dem, was ich gesehen habe. Ich habe nicht viel vom Stück verstanden, weil ich ja kein Deutsch kann. Aber an der Reaktion des Publikums konnte ich erkennen, dass das Stück ankommt. Der Wiener Part von Christian Clavier, der den Familienvater spielt (Siegfried Walther, Anm.), hat seine Sache besonders gut gemacht.
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