Frankreich restituiert "Rosen unter Bäumen" von Gustav Klimt

Frankreich restituiert "Rosen unter Bäumen" von Gustav Klimt
Das Bild geht an die Erben nach Nora Stiasny, an die zuvor irrtümlich Klimts "Apfelbaum" restituiert wurde

An sich gelten Bestände von Museen in Frankreich als unveräußerlich - denoch hatte man zuletzt begonnen, die eigenen Bestände auf NS-Raubkunst zu durchleuchten. Am Montag wurde nun erklärt, dass das Gemälde "Rosen unter Bäumen" aus dem Jahr 1905 an die Erben nach Nora Stiasny restituiert werden soll. Dies sei „Zeugnis des Willen Frankreichs, Gerechtigkeit geschehen zu lassen“, erklärte Frankreichs Kulturministerin Roselyne Bachelot-Narquin bei einer Pressekonferenz. Die Rechtsgrundlagen für die tatsächliche Rückgabe müssen allerdings erst geschaffen werden.

Dem Schritt waren lange Recherchen vorausgegangen - denn das Gemälde sei das einzige Klimt-Meisterwerk in Sammlungen des französischen Staates. Dennoch sei der Schritt im Sinne der Wiedergutmachung unausweichlich gewesen, hieß es.

"Rosen unter Bäumen" hatte einst Viktor Zuckerkandl, dem Erbauer des Sanatorium Purkersdorf, gehört. Nora Stiasny war seine Nichte, sie erbte das Werk 1927. Stiasny verkaufte das Werk unter Zwang, sie selbst wurde 1942 mit ihrer Mutter Amalie Zuckerkandl im Vernichtungslager Belzec ermordet. 1980 gelangte es in der Zürcher Galerie Peter Nathan zum Verkauf, von dort erwarb es das Musée d'Orsay.

Alfred Noll, Anwalt der Erben nach Stiasny, lobte die "beispiellose Sorgfalt und Unvoreingenommenheit" der Verantwortlichen bei der Aufarbeitung des Falls. Es sei fest gestanden, dass das Bild seitens des Museums in gutem Glauben erworben worden sei. Frankreich würde für andere europäische Staaten damit vorbildlich vorgehen. "Hier wurde moralisch und historisch verantwortlich gehandelt".

Vor einigen Jahren wurde den Erben nach Stiasny irrtümlich ein anderes Bild restituiert: Der "Apfelbaum II" aus dem Jahr 1905, oberflächlich den "Rosen" ähnlich, war aus dem Belvedere restituiert worden – und es war auch tatsächlich Raubkunst. Allerdings hatte es nicht Stiasny, sondern dem enteigneten Sammlerpaar August und  Lederer gehört. Das Bild gelangte später in den Besitz der Fondation Louis Vuitton.

Das Wiener Kulturministerium  lobte in einer Aussendung die Zusammenarbeit der Expertinnen und Experten, fügte aber hinzu: „Welche Auswirkungen die französische Entscheidung auf etwaige Ansprüche gegenüber den Erb*innen nach Nora Stiasny hat wird jedenfalls zu prüfen sein.“

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