Frank Schätzings neuer Thriller: Computer schreiben besser

Frank Schätzings neuer Thriller: Computer schreiben besser
Der Kölner Bestseller-Autor enttäuscht mit künstlicher Intelligenz und Grollen.

Bald werden Computer die Thriller schreiben, und das kann nicht schlechter werden. Bestimmt ist den Computern das Blumige abzugewöhnen. Bestimmt sind sie lernfähig.
Naht zum Beispiel im afrikanischen Busch starker Regen, wird hoffentlich stehen:
Starker Regen naht.
Nicht so bei Frank Schätzing, Mensch, Kölner, ehemaliger Werbefachmann.
 Kommt Regen, wird zunächst „ein Grollen durch die Wolken gereicht“.
Sodann „treibt am Rand der grollenden Wasserfront, in der es jetzt fahl aufleuchtet, die Sonne dahin. Ihre Strahlen fressen sich ins dräuende Schwarz, als hätten sie die Kraft, es zu zerstören. In einer letzten Demonstration ihrer Macht zieht sie den Dunstvorhang höher und schließt ihn über den Köpfen der Soldaten ...“
Das geht noch weiter so.
 In einem  Thriller. Danach folgen „gepanzerte Heerscharen erratischen Plänen, zwischen vom Sturm abgerissenen Blättern schillern die Leiber aasfressender Käfer.“

So schafft man 700 Seiten, und die Leser schafft man auch. Aber offensichtlich ist so etwas gewünscht. Denn Schätzings Roman „Der Schwarm“ über eine intelligente Bedrohung aus dem Meer wurde 4,5 Millionen Mal verkauft.
Mit seiner neuen Vision mit dem Titel „Die Tyrannei des Schmetterlings“ wandert der  Deutsche zurzeit von Talkshow zu Talkshow und warnt davor, Gott zu spielen. Dem Roman vorangestellt ist deshalb der Satz:
„Die erste ultraintelligente Maschine ist die letzte Erfindung, die der Mensch je machen wird.“

Über eine seltsame Tote, die so tot nicht sein kann, denn sie telefoniert, führt der Weg zu einer Firma im Silicon Valley ... wo der Quantencomputer Ares steht. Die Erfindung eines gewissen Elmar Nordvisc, die mit Wissen gefüttert wird wie eine Raupe; und wie ein Schmetterling soll sie fliegen und  die Welt besser machen.
Der Schalter, um Elend, Terror, Klimakatastrophen usw. abzustellen, wird allerdings nicht gefunden.
Inzwischen kann die  künstliche Superintelligenz mit Eigenleben  Aufzüge und Flugzeuge abstürzen lassen und im Spital lebensrettende Maschinen manipulieren.
Als Waffen sind die  „Schmetterlinge“ vorerst in afrikanischen Bürgerkriegen einsetzbar, sie landen auf den Köpfen der gegnerischen Soldaten und reißen ihnen die Augäpfel heraus.
... während sich die Wasserfront mit einem Grollen hinter den Wolken verzieht, aasfressende Käfer schillern und  Schönes mehr. Frank Schätzing hat angeblich jahrelang dafür recherchiert ... und sich nichts Neues einfallen lassen.
Völlig unnötig führt er  im Buch verwirrende Paralleluniversen ein. Der Computer erzeugt sie millionenfach. Ja, wie hat er denn das fertiggebracht?
Es sind Doppelgängerwelten, die zwar den unbestreitbaren Vorteil haben, dass z. B. Donald Trump die US-Wahl verloren hat.
Der Nachteil aber ist, abgesehen vielleicht von Hillary Clinton, dass sich der Leser nach den Landschaftsgemälden am Anfang und der tatsächlich aufkommenden Spannung hoffnungslos  im Dschungel der Merkwürdigkeiten verirrt.
Unglaublich, dass man einmal in Verlegenheit kommt und Dan Brown lobt: Bei dessen Thriller „Origin“, ebenfalls mit Supercomputern im Zentrum, weiß man wenigstens, was Sache ist. 

 

Frank Schätzing: „Die Tyrannei des Schmetterlings“
Verlag Kiepenheuer & Witsch.
734 Seiten.
26,80 Euro.

KURIER-Wertung: ** und ein halber Stern

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