Football im Zeichen des Protests
Wenn der Sommer zu Ende geht, hält uns das Leben eine Tröstung bereit, jedenfalls den American-Football-Fans unter uns: Die NFL-Saison beginnt.
Heute Nacht geht es los. Um 18.30 Uhr treffen einander auf Puls24 das kultverdächtige Kommentatoren-Duo Walter H. Reiterer und Michael Eschlböck, Moderator Phillip Hajszan und Experte Chris Calaycay zum „Season-Kickoff-Talk“. In der Nacht auf Freitag folgt dann das erste Spiel: Die Titelverteidiger Kansas City Chiefs treffen auf die Houston Texans (2.00 Uhr, Puls24).
Am Sonntag wird es dann besonders spannend: Die New England Patriots, erstmals ohne Wunder-Quarterback Tom Brady, spielen gegen die Miami Dolphins (18.50, Puls24). Und die Tampa Bay Buccaneers, erstmals mit Wunder-Quarterback Tom Brady, empfangen die New Orleans Saints.
Protest
In dieser Saison ist alles anders – erstens wegen Corona (die Spiele finden vor reduzierter Zuschauerkulisse statt). Zweitens wegen „Black Lives Matter“. Die NFL, die vor Jahren noch den unbequemen Quarterback Colin Kaepernick wegen seiner Protestaktionen (er kniete während der US-Hymne) kaltgestellt hatte, stellt sich jetzt offiziell hinter die Protestbewegung. „Ich wünschte, wir hätten früher zugehört“, gestand NFL-Boss Roger Goodell.
„Die NFL ist ein Business, also wird auch trotz Corona gespielt“, sagt Michael Eschlböck im KURIER-Interview. „Es wird täglich getestet, und die Saison wird planmäßig gestartet.“
Walter H. Reiterer: „Aber angesichts eines Präsidenten, der mit allen Mitteln um seine Wiederwahl kämpft und sogar die Nationalgarde in Städte schickt, könnte es passieren, dass Spieler sagen, wir spielen nicht.“ Die NFL bestehe ja zu einem Großteil aus afroamerikanischen Spielern, die streiken könnten, wenn die Situation weiter eskaliert.
Eschlböck: „Die NFL hat sich offiziell zu den Protesten bekannt und heißt sie gut. Ich reche auch damit, dass es zu Saisonbeginn ein deutliches Zeichen geben wird. Man wird auch kniende Spieler sehen und andere Formen des Protests.“
Hat sich die NFL unter dem Eindruck der Proteste gewandelt? Reiterer: „Ich glaube nicht, dass die NFL jetzt plötzlich eine Gutmenschen-Organisation ist. Sie ist ein Business. Aber es ist im Grunde genommen egal, aus welchen Motiven man das Richtige macht – sie machen das Richtige.“ Eschlböck: „Die ersten Zeichen sind ja schon da – die Washington Redskins haben sich umbenannt und heißen jetzt Washington Footballteam.“ Reiterer: „Und sie sind das erste NFL-Team mit einem afroamerikanischen Präsidenten.“
Kein Kaepernick
Für Colin Kaepernick, DIE Symbolfigur des Protests, kommt das Umschwenken der NFL zu spät: Er bekam für die neue Saison keinen Vertrag. „Wir werden ihn vermutlich nie wieder spielen sehen“, sagt Reiterer. „Die Pause ist zu lang.“
Auch sportlich verspricht die Saison Spannung: Kann Quarterback Patrick Mahomes in Kansas City seinen Rekord-Vertrag (bis zu 500 Millionen Dollar) rechtfertigen? Was kann Tom Brady, 43, in Tampa Bay bewirken? Wie integrieren die Patriots Cam Newton in ihr Spielsystem? Und werden die großen Alten – Drew Brees in New Orleans und Aaron Rodgers in Green Bay – noch einmal abliefern?
Der junge Österreicher Sandro Platzgummer hat es bei den New York Giants leider nicht in den spielenden Kader geschafft.
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