Prinz Orlofsky mutiert bei Lakner zur russischen Oligarchin Orlofskaya, die gerade das Badener Casino (es leben die Projektionen!) gekauft hat. Sie hat enge Verbindungen zu Wladimir Putin, zu Gazprom, Nordstream und bis ins korrupte EU-Parlament: Als Fröschin darf sie als ein Roland-Düringer-Verschnitt mit Perücke und MA 2412-Gebiss die gespielte Intrige zu Ende bringen.
Denn nichts ist echt. Die Rache von Falke an Eisenstein wird zu den „Badener Fake News“. Falke schmiert einen Richter, die Chats eines gewissen Herrn Schmid sind Thema, man macht Selfies, kommuniziert via WhatsApp. Auch die Klimakrise, der Ukrainekrieg, die Atomwaffenabkommen, Kurz und Co bis hin zu dem (übrigens sehr sehenswerten) Mafia-Film „Die Ehre der Prizzis“ sind hier drinnen. Auch der amtierende Bundespräsident kommt vor. Dass die Orlofskaya lesbisch ist und auf Adele steht, passt ins Bild. Nur über die Zehennägel der Oligarchin erfährt man nichts.
Womit wir bei der musikalischen Seite wären, und man somit die Oligarchin verstehen kann. Denn die belgische Sopranistin Loes Cools ist eine Adele aus dem Bilderbuch, stimmlich wie darstellerisch. Ihr schaut und hört man sehr gerne zu.
Ähnliches gilt für Cornelia Horak als souveräne Rosalinde, die letztlich „ihren“ Alfred (tadellos und regiegemäß mit Mundl-Charme: Clemens Kerschbaumer) in den Armen hält. Da hat Eisenstein endgültig das Nachsehen. Diesen gibt Paul Arnim Edelmann mit einer Grandezza, die die Operette auch braucht.
Thomas Zisterer als cooler Dr. Falke, Gezim Berisha als sehr junger Frank, Beppo Binder als Blind und Angelika Niedetzky als köstliche Ida führen das Ensemble an. Und die Fröschin? Verena Scheitz muss viele klassische Gags auslassen, wird aber von Dirigent Michael Zehetner, dem flott aufspielenden Orchester (gut: Chor und Ballett) sicher durch die Handlung getragen. Am Ende gab es viel Applaus für eine nicht operettenselige „Fledermaus“.
Peter Jarolin
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