Für alle Zeit mit einem Film verbunden

Sucht einen Filmpaten: "Gloria" (Gena Rowlands) und elf weitere Kinofilme von John Cassavetes sollen fürs Filmmuseum angekauft werden
Zum 50-jährigen Jubiläum bietet das Wiener FIlmmuseum Filmpatenschaften an.

Möchten Sie eine ungewöhnliche Patenschaft übernehmen? Patenschaft für einen – Film? Vielleicht für einen von John Cassavetes, Rainer Werner Fassbinder oder Martin Scorsese?

Das österreichische Filmmuseum bietet Filmliebhabern ab sofort dazu die Möglichkeit. Anlässlich seines 50-jährigen Bestehens, das im kommenden Jahr ausgiebig gefeiert wird, hat die Kinemathek das Modell der „Filmpatenschaft“ realisiert: Wer will, kann den Ankauf und die Erhaltung von Filmen für die Sammlung des Filmmuseums durch Mitfinanzierung unterstützen. Im Verlauf des Jahres 2014 sollen 50 Filmankäufe bzw. Restaurierungen durchgeführt werden. Das Spektrum reicht von Klassikern des Independent-Kinos wie John Cassavetes’ „Gloria“ bis hin zu Herzstücken der österreichischen Avantgarde wie Ernst Scheugls „Hernals“.

Mäzenatentum

Für alle Zeit mit einem Film verbunden
Es handle sich dabei um eine „Geste des Mäzenatentums“, erläutert der Direktor des Filmmuseums, Alexander Horwath, sein Projekt dem KURIER: Wer für einen Film eine Patenschaft übernimmt, ist für alle Zeit mit dieser Kopie als Person verbunden. Er wird bei Vorführungen und in Publikationen jedes Mal namentlich genannt. Und: Das Filmmuseum offeriert dem Paten eine eigene Matinee-Vorstellung, in der er „seinen“ Film im privaten Rahmen zeigen kann.

Wie kann man sich nun so eine Patenschaft im digitalen Zeitalter vorstellen?

„Das Filmmuseum ist dafür zuständig, Werke in ihrem Originalmedium – also als Filmkopie – zu erwerben und zu erhalten“, sagt Horwath. Ein durchschnittlich langer Spielfilm wie etwa Fassbinders „In einem Jahr mit 13 Monden“ wurde auf 35-mm-Film gedreht und besteht aus sechs Filmrollen. Diese Kopien werden bei der Anschaffung erworben.

„Was auch gekauft wird, ist die Langzeiterhaltung“, erklärt Horwath: „Die Filmkopien gibt es – im Gegensatz zur DVD – auch noch in hundert Jahren. Sie werden noch vielen Generationen zur Verfügung stehen.“

Bei der konkreten Auswahl der fünfzig Filme handelt es sich um eine repräsentative Bandbreite dessen . Dazu zählen Hollywood-Klassiker wie Ernst LubitschsCluny Brown“, aber auch frühes Kino, Avantgarde, Dokumentar- und Kurzfilme.

Otto Preminger

„Ein Fokus unserer Sammlung liegt auf Exil-Geschichte“, so der Direktor: „Wir sind mit Arbeiten von Erich von Stroheim oder Peter Lorre gut ausgestattet. Aber von Otto Preminger, einem der wichtigsten österreichischen Emigranten, gibt es keine relevanten Kopien. Das ist ein weißer Fleck der Sammlung.“Das soll sich nun mit der Anschaffung von Premingers „Fallen Angel“ und „Daisy Kenyon“ ändern.

Der Durchschnittspreis für die Patenschaft eines Spielfilms liegt übrigens bei 5000 Euro. Wer sich solche Summen nicht leisten kann, kann sich auch bereits mit einem Betrag ab 100 Euro beteiligen. Zwar ist dieser Person dann kein spezifischer Film zugeordnet, man wird aber trotzdem bei den Förderern genannt. Und was man jedenfalls auch bedenken sollte, erinnert Alexander Horwath: „Die Filmpatenschaft ist eine Spende und daher von der Steuer absetzbar.“

LINK: www.filmmuseum.at

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