Schicksalsgemeinschaft
Zu allem Überfluss macht der aufmüpfige Sohn Jannek plötzlich auf Revoluzzer und sprüht Protestparolen auf ehrwürdiges DDR-Gemäuer. Schwierigkeiten mit der Polizei sind die Folge. Und dann taucht auch noch Volker wieder auf. Ein früherer Verehrer von Maren. Er hatte sie vor vielen Jahren verlassen, um im „Westen“ sein Glück zu suchen. Offenbar hatte er es nicht gefunden.
Zur Schicksalsgemeinschaft werden Maren, ihr Ehemann und ihr Ex-Liebhaber, als sie zufällig auf unterirdisch eingelagerte Ostmark stoßen. Tonnenweise. Dort verwahrt, da die DDR-Währung wenige Tage danach – genau am 1. Juli 1990 – durch die D-Mark abgelöst werden soll. Das gerade gestrauchelte DDR-Regime wollte offenbar verschleiern, dass es diese Geldmengen in Umlauf bringen wollte, um die Staatspleite noch abzuwenden.
Da sie immer an chronischem Geldmangel zu leiden hatten, packen Maren und ihre Männer all ihre kriminellen Energien zusammen, um doch noch Wege zu finden, das wertlose DDR-Geld in Westwährung zu wechseln. Mithilfe von Marens Onkel. Einst war er selbst ein „großes Tier“ in der DDR und weiß daher über krumme Geschäfte mancher Parteibonzen Bescheid.
Nie geklärter Coup
Historisch belegt ist die Tatsache, dass kurz nach dem Fall des Eisernen Vorhangs tatsächlich in westlichen Banken große Summen an „Ost-Geld“ eingetauscht wurden. Aufgrund eines nie wirklich aufgeklärten Coups. Der Film entwirft ein mögliches Szenario: Da für westdeutsche Händler die Umtauschfrist noch nicht abgelaufen ist, versuchen einige noch rasch ihre Warenbestände an DDR-Bürger zu verhökern. Im Verhältnis zwei zu eins. Zwei Ostmark für eine D-Mark.
Um daraus ein lukratives Geschäftsmodell zu machen, brauchen Maren und ihre Männer viele Verbündete. Halb Halberstadt sozusagen. Und so wird die kleine Stadt zum Mekka der West-Ost-Tausch-Geschäfte. Bei der humorvollen Zeitreise versuchen gewitzte Ossis und geschäftstüchtige Wessis, einander über den Tisch zu ziehen.
Bis in die kleinste Nebenrolle finden sich bekannte Gesichter. Um das Vergnügen am Wirtschaftsverbrechen nicht zu trüben, wird dieses mit einem Robin-Hood-Faktor versehen: Die „Umverteilung“ des gemeinsam ergaunerten Bonzen-Vermögens an möglichst viele Volksgenossen. Alles in allem ein unterhaltsamer Unterricht in diverse Auswüchse der jüngeren Zeitgeschichte.
Zwei zu Eins. D 2024. 116 Min. Von Natja Brunckhorst. Mit Sandra Hüller, Ronald Zehrfeld, Peter Kurth, Martin Brambach.
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