Filmkritik zu "Wonka"mit Timothée Chalamet : Wonka statt Milka

Timothée Chalamet als Willy Wonka, umgeben von Tänzern mit „Wonka“-Schirmen.
Timothée Chalamet als Roald Dahls hinreißender Schokofabrikant Willy Wonka singt mit goldenem Kehlchen

Was den Österreichern Milka, ist den Engländern Wonka. „Charly und die Schokoladenfabrik“ nannte Roald Dahl sein legendäres Kinderbuch, in dem der exzentrische Schokofabrikant Willy Wonka die Augen seiner kleinen Konsumenten mit Wonkaschokolade zum Leuchten brachte. Bislang gab es zwei Verfilmungen des süßen Stoffes: 1971 spielte Gene Wilder den Konfektfabrikanten als genialischen Mann mit leichter Schlagseite, während Johnny Depp 2005 in Tim Burtons Version von „Charlie und die Schokoladenfabrik“ seiner Figur den Glanz der Neurose verlieh.

In Paul Kings musikalischem Prequel „Wonka“ ist von mentalen Auffälligkeiten keine Rede. Der junge Willy Wonka trägt zwar – wie auch im späteren Alter – mit Vorliebe Zylinder und Frack, verhält sich aber ansonsten alles andere als schräg. Im Gegenteil: Hollywoods Golden Boy Timothée Chalamet spielt den jungen Willy Wonka mit dem reinen Herzen eines amerikanischen Pfadfinders.

Strahlenden Auges landet er in einer viktorianischen Großstadt, die aussieht wie eine Mischung aus Paris und Bayern. Bewohnt wird sie von Figuren so böse, als wären sie direkt aus einem Roman von Charles Dickens entsprungen.

Strafzettel für Tagträume

Davon ahnt der junge Willy Wonka allerdings nichts. Sein großer Traum besteht darin, im Herzen der Stadt ein Schokoladengeschäft zu eröffnen. Allerdings bewegt er sich auf einem Pflaster, auf dem man bereits für Tagträume einen Strafzettel kassiert.

Wonka führt einen Zauberkasten mit sich, in dessen Inneren er das herrlichste Konfekt herstellen kann. Schon hat sich eine Menschenmenge um ihn gebildet. Und siehe da: Schokolade von Willy Wonka verleiht Flügel. Wer einen Wonka-Riegel zum Kosten bekommt, hebt ab – im wahrsten Sinn des Wortes. Schon schwirren die ersten Kunden begeistert durch die Lüfte und muss die verärgerte Polizei eine schwebende Nonne vom Himmel pflücken.

Eine lächelnde Frau steht hinter einem Tisch mit Papierstapeln in einem Lagerraum.

Biestig: Olivia Coleman als Vermieterin in "Wonka"

Mafiöses Schokokartell

Wonkas magische Süßigkeiten rufen drei mafiöse Schokoladenfabrikanten auf den Plan, die den neuen Konkurrenten umgehend ausschalten wollen. Hilfe erhalten sie von einer bösartigen Vermieterin, biestig gespielt von Olivia Coleman („The Crown“): Wer bei ihr einkehrt und unbedacht einen Vertrag unterschreibt, wird im Untergeschoß zur Zwangsarbeit verdammt. Auch Willy – der nicht lesen kann – landet im Keller; und verbündet sich dort mit den anderen Gestrandeten.

Amerikanische Kritiker haben „Wonka“ bereits zum diesjährigen Weihnachtsklassiker ausgerufen. Unter der geübten Regie des Briten Paul King, verantwortlich für den Riesenerfolg der beiden umwerfenden Bären-Abenteur „Paddington“, verwandelt sich „Wonka“ zum farbenfrohen Feel-Good-Musical, passend zur Saison. „Paddington 2“-Bösewicht Hugh Grant hat einen amüsanten Auftritt als exotischer Oompa Loompa in der Größe eines Papageis, während Chefkomiker Rowan Atkinson als korrupter Priester eine Armee schokoladesüchtiger Mönche befehligt.

Timothée Chalamet als Willy Wonka mit einem Reiseführer vor einem Zeitungsstand.

„Dune“-Star Timothée Chalamet als Schokospezialist Willy Wonka

„Dune“-Star Timothée Chalamet, dessen hinreißendes Gesicht von der Kamera geliebt wird, hat vielleicht nicht die professionelle Stimme des geübten Broadway-Sängers. Doch sein enthusiastisches Goldkehlchen, gepaart mit schwungvollen Tanzeinlagen und eingängigen Melodien sorgen für süße Glücksgefühle wie seine Wonka-Schokolade.

INFO: USA/GB 2023. 116 Min. Von Paul King. Mit Timothée Chalamet, Olivia Coleman, Hugh Grant.

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