Filmkritik zu "Wohne lieber ungewöhnlich": Patchwork im Chaos

Kinder-WG in der Komödie "Wohne lieber ungewöhnlich"
Patchwork-Familie mit sieben Halbgeschwistern im schmunzlenden Beziehungs-Chaos.

Komödie.Patchwork-Familien bieten viele Varianten: Familienforscher haben 74(!) verschiedene Muster dieser Form des Familien-Fleckerlteppichs ausgemacht. Der französische Regisseur Gabriel Julien-Laferrière hat nun diesem Forschungsstand eine 75. Patchwork-Variante hinzugefügt.

Lustvoll zelebriert er das Beziehungschaos rund um sieben Halbgeschwister, die sich mit acht Erziehungsberechtigten herumärgern müssen. Ständig sollen sie kurzfristig bei einem anderen Elternteil übernachten als geplant. Beim hastigen Packen bleibt meistens gerade das wichtigste Utensil zurück. Und das nur, weil ihre geschiedenen Eltern das „neue Glück“ jeweils mit einem Kind besiegeln. Und das womöglich mehrmals.

Aber das Ganze wäre keine Komödie, würden die lieben Kleinen ihre Erzeuger nicht mit Charme und Chuzpe austricksen. In der Wohnung einer verstorbenen Großmutter gründen sie eine WG. Zwar kommt es hin und wieder zum Chaos – wenn etwa der Jüngste in der Wanne vergessen wird und das überlaufende Schaumbad das Wohnhaus in Seifenblasen hüllt. Aber im Großen und Ganzen hat die Rasselbande alles gut im Griff. Vor allem die Erwachsenen, die ein unterhaltsames Spektrum elterlichen Fehlverhaltens abgeben. Es wirkt zwar sympathisch, wenn der Regisseur aus der Perspektive der Kinder erzählt, aber deswegen jedwede „erwachsene“ Logik zu ignorieren, ist bisweilen ärgerlich. Besonders dann, wenn sich Kinder und Eltern einander philosophische Zitate um die Ohren hauen, statt pragmatischen Klartext zu sprechen. Aber andererseits: Hallo! Wir sind im Kino!! Da muss nicht alles logisch sein, was uns unterhält.

Text: Gabriele Flossmann

INFO: F 2016. 99 Min. Von Gabriel Julien-Laferrière. Mit Julie Gayet, Thierry Neuvic.

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